Im Normalfall ist es ja ganz einfach mit dem Camper zu verreisen. Einmal das passende Gefährt ausgewählt oder (um)gebaut, einige Reiseutensilien eingepackt und los geht’s. Viele zieht es Jahr für Jahr nach Spanien, Portugal, Italien, Slowenien, Kroatien…alles Ziele, die wunderbar mit dem Camper erreichbar sind - auch machbar, um mal ein bis zwei Wochen dem Alltag zu entfliehen.
Auch wir machten uns mit unserem Kaloha.Camper auf dem Weg.
Wir starteten mit dem für uns Altbekannten: Spanien und Portugal. Da wir aber mindestens ein Jahr Zeit hatten, haben wir uns für diese Reise weitaus mehr vorgenommen. Nachdem wir die Wintermonate im wunderschönen Marokko verbrachten, standen als nächstes Ziel die Kanaren auf unserer Reisewunschliste mit dem Camper.
Noch vor einigen Jahren gab es eine Fähre von Marokko auf die Kanaren, was für uns natürlich durchaus praktisch gewesen wäre, aber diese Fähre ist leider gesunken. So mussten wir wieder die Rückreise vom afrikanischen Kontinent hoch nach Spanien antreten, um dann eine mindestens 30 Stunden andauernde Fährfahrt zu bestreiten. Demnach sollte man doch eine etwas längere Reisezeit einplanen, damit sich die lange Anreise mit ihren Kosten auch lohnt.
Welche Fähre du auf die Kanaren nehmen solltest
Schon einige Monate vor unserer geplanten Überfahrt auf die Kanaren im März, haben wir uns online auf die Suche nach einer für unsere Bedürfnisse passenden Fährfahrt gemacht. Vor allem in den Frühlingsmonaten sollte man frühzeitig buchen, um noch einen Platz zu moderaten Preisen zu bekommen.
Dabei gibt es verschiedenste Möglichkeiten: Es gibt verschiedene Reedereien (Fred Olsen, Trasmediterránea, Naviera Armas), die Variationen in Fahrdauer (24h-47h) zeigten. Es gab Möglichkeiten mit Übernachtungskabine oder ohne, verschiedene Abfahrtshäfen (Cádiz oder Huelva), die dann verschiedene Inseln anfahren. Dementsprechend variierten natürlich auch die Preise der Fahrten.
Wir stellten Preise, Ausstattungen und Dauer tabellarisch gegenüber auf (wir kamen uns schon vor wie in einem Reisebüro) und konnten uns dann nach einigen Tagen für Hin- und Rückfahrt entscheiden.
Unser Tipp: Die Überfahrten direkt bei den Reedereien selber zu buchen, da dort die Preise am günstigsten sind, da keine weiteren Vermittlungsgebühren an Drittanbieter anfallen.
Fähre von Cádiz nach Lanzarote
Für uns standen folglich 31 Stunden Fähre fahren ohne Kabine von Cádiz aus nach Lanzarote als erstes Ziel auf den kanarischen Inseln auf der Agenda.
Ohne Kabine bedeutete für uns, dass wir wie in einem Flugzeug zwei Sitze in einem Großraumabteil zugeordnet bekamen. Da wir aber seit Portugal mit Sam, unserem Hund unterwegs waren, wollten wir sowieso die ganze Fahrt auf dem Hundedeck an der frischen Meeresluft verbringen, damit Sam nicht in den Hundekäfig muss. Zudem sind die Preise für eine Nacht in einer Schlafkabine unserer Meinung einfach viel zu teuer.
Kosten für die Fähre von Cádiz nach Lanzarote
Wir haben für unsere Hin- und Rückfahrt für zwei Personen, Camper und einen Hund etwa 1200 Euro bezahlt. Die Preise variieren je nach Buchungszeitraum und Fahrtlänge: Vergleichen lohnt sich!
Am Ende kamen etwa weitere 300 Euro für die Fährfahrten zwischen den Inseln hinzu. Auch wir waren zunächst zwar etwas skeptisch, ob sich der Preis lohnen würde, aber rückblickend betrachtet, hat es sich auf jeden Fall ausgezahlt und wir würden immer wieder mit dem Camper auf die Kanaren reisen. Warum? Lies einfach weiter.
Überfahrt mit Camper auf der Fähre von Cádiz nach Lanzarote
Nach einem schönen Tag in der ältesten Stadt Europas Cádiz, die auf jeden Fall sehenswert ist, wachten wir am Abfahrtsmorgen auf einem zentralen, bewachten und günstigen Parkplatz direkt am Meer an einer Hafenmauer auf und konnten noch aus dem Bett mit einem Frühstückskaffee das Meeresrauschen genießen.
Mit einigen Stunden Vorlauf machten wir uns dann auf dem Weg zum wenige Minuten entfernten Hafen von Cádiz.
Unser zweiter Tipp: Nehmt auf jeden Fall zu Beginn der Fahrt direkt alle Gegenstände, die ihr während der gesamten Überfahrt benötigt mit. Hat sich die Fähre einmal in Bewegung gesetzt, darf man an den ggf. nicht mehr zu seinem Auto gehen darf. Vor allem warme Kleidung und Decken - nachts kann es dann doch sehr kalt werden.
Dann hieß es Leinen los: Die leichte Brise und das immer weiter in die Ferne rückende Festland, hatten etwas von Seemannsromantik - irgendwann waren wir nur noch umgeben von Meer und das für die nächsten vielen Stunden. Diese Weite ist einfach unglaublich und zeigt einfach wie riesig diese Erde doch eigentlich ist und wie viel Meer und Atlantik es gibt. Durch die Reise mit der Fähre wurden uns Entfernungen nochmals um einiges bewusster als z.B. bei einer Flugreise.
Die erste Zeit an Bord verging schnell - mit Sam spielen, Spiele spielen, essen und mit anderen Passagieren unterhalten. Als dann der letzte Sonnenstrahl im Meer versank und langsam die Nacht einbrach, merkten wir schon ansatzweise, was es bedeuten könnte, nachts auf offenem Meer draussen schlafen zu wollen. Es wurde sehr kalt. Trotz Zwiebelschicht, Schals, Mützen und Decken merkten wir, dass an Deck Schlafen keine Option war, sodass wir uns dann doch irgendwann dazu entschlossen haben, Sam für einige Stunden in seinen Käfig zu sperren (er war keineswegs begeistert) und uns drinnen etwas aufzuwärmen und zu schlafen. Zumal der Seegang auch etwas zunahm und somit auch ein leichtes komisches Gefühl in der Magengegend aufkam. Da doch noch einige Plätze frei waren, konnten wir sogar mehrere Sitzplätze nutzen, um halbwegs bequem zu schlafen.
Am nächsten Morgen, noch vor Sonnenaufgang, begaben wir uns mit Kaffeetassen in der Hand wieder an Deck und holten Sam ab, um gemeinsam den Sonnenaufgang zu genießen. Die ersten warmen Sonnenstrahlen fühlten sich nach dieser kalten Nacht wie pures Glück auf der Haut an.
Der zweite Tag auf der Fähre verging etwas schleppender als der Erste, aber die Vorfreude wurde immer größer. Irgendwann gegen Abend zeichnete sich dann endlich Land in der Ferne ab. Wir kamen immer näher. Lanzarote war zu sehen. Es war schon dunkel. Der Anblick der Lichter der Orte auf der Insel vom Meer aus zu sehen, war wunderschön.
Es vergingen aber noch einige Stunden bevor die Reifen unseres Campers endlich kanarischen Boden berühren durften.
Was Du über Camping auf Lanzarote (und dem Rest der kanarischen Inseln) wissen solltest:
Auf den Kanaren sucht man vergeblich nach offiziellen Campingplätzen. Eine Campinginfrastruktur wie man es vielleicht auf dem Festland gewohnt ist, ist kaum vorhanden - das heißt keine Sanitäranlagen, kein Strom, wenig offizielle Möglichkeiten seine Chemie-Toilette zu entleeren.
Die Kanaren verfügen zwar an einigen Stellen über kleine Stellplätzen, aber diese sind meist nur in der Hochsaison im Sommer geöffnet und sind dann oft schon lange im Voraus durch die Insulaner reserviert, um dort ihre Ferien verbringen zu können.
Daher ist das Nächtigen im Van grundsätzlich überall auf den Kanaren, ausgenommen Natur- und Nationalparks, geduldet. Aber dennoch sollte man immer dem „Grundsatz der Unauffälligkeit“ folgen, sodass das Freistehen auf den kanarischen Inseln auf den schönsten Plätzen und an den spektakulärsten Orten noch lange von vielen Reisenden genutzt werden kann.
Das bedeutet konkret: Keine großen Lager aufbauen, keine Campingmöbel herausstellen, Markisen ausfahren und alles was nach Camping aussieht einfach im Auto lassen, sodass es nach Parken aussieht.
Zudem sollte es natürlich nicht erwähnenswert sein euren Müll mitzunehmen und ihn dann in die entsprechenden Behälter zu entsorgen. Wer keine Toilette an Bord hat: Bitte nicht überall das Geschäft verrichten und das Toilettenpapier liegen lassen. Verlasse den Ort bestenfalls noch sauberer als du ihn vorgefunden hast.
Lanzarote - die schwarze Schönheit
Wir konnten zwar aufgrund der Dunkelheit nicht mehr viel erkennen, aber alleine das milde Klima und die Luft waren ein Traum - und das bereits Anfang März. Schnell haben wir uns aus dem kleinen Hafengelände heraus manövriert und konnten schon bald einen Schotterplatz direkt am Meer finden, wo wir mit nur zwei weiteren Campern nach dieser aufregenden kalten Nacht dann endlich unsere Ruhe finden konnten.
Erst am nächsten Morgen konnten wir bei Tageslicht wahrnehmen, wo wir da eigentlich gelandet waren. Wenige hundert Meter neben uns eine riesige Hotelhochburg und zur anderen Seite eine atemberaubende schwarze Lavagesteinsfläche mit ebenso rabenschwarzen Hügeln. Diese zweite Blickrichtung machte uns auf jeden Fall neugierig auf die restliche Insel. Da Lanzarote eine relativ dünn besiedelt ist, führten uns unsere Wege mit dem Camper hauptsächlich an kleinen Dörfchen mit weißen Häuschen vorbei, die kontrastreich in der schwarzen Lavalandschaft hervorstechen. Der aus Lanzarote stammende Architekt und Künstler César Manrique hat einst durchsetzen können, dass Lanzarote nur noch weiße Gebäude mit farbigen Fenstern haben darf. Genau dies macht den Charme der Insel aus, was wir so auf diese Weise auf keiner weiteren Kanareninsel wiedergefunden haben. Absolut sehenswert!
Auf unserem Weg fuhren wir an riesigen Weinanbaugebieten vorbei, deren ausgeklügeltes System keineswegs an die deutschen oder französischen Anbaugebiete erinnert. Die vorherrschende Sandschicht aus Lavastaub ermöglicht eine Speicherung der Nachtfeuchtigkeit und die Weinreben sind jeweils von halbrunden Steinmauern aus Lavabrocken umgeben, die als Windschutz dienen. Die lokalen Weine gibt es vielerorts auf den Inseln zu kaufen - lecker!
Generell ist Lanzarote eine eher nicht allzu grüne Insel, aber sobald man ins Zentrum der Insel die vielen Serpentinenstraßen in das Tal von Haría hinunterfährt, fährt man in ein kleines palmenumsäumtes Paradies. Ebenso wie der Ort Teguise, der einmal wöchentlich einen unglaublich großen und schönen Markt im gesamten Ort veranstaltet.
Bekannt ist Lanzarote unter anderem auch für seine Olivinsteine, die an den zahlreichen schwarzen Stränden zu finden sind. Sie wurden schon vor Jahrhunderten zur Herstellung von Schmuck genutzt. Durch seine immer größer werdende Popularität in der Vergangenheit, ist der Olivin heute auf der Insel so rar geworden, dass die Steine für den Schmuck zumeist aus Brasilien importiert werden. Aus diesem Grund stehen die Olivine unter Naturschutz und dürfen offiziell nicht entwendet werden.
Uns persönlich hat uns der Norden in seinen Bann gezogen. Ursprünglich, wilde Küste, wenig touristische Infrastruktur und sowieso eher von wenig Menschen bewohnt. Wer also Ursprünglichkeit mit Ruhe und Natur kombinieren möchte, ist dort genau richtig aufgehoben. Wir finden uns wieder in von Klippen umsäumten Buchten, die man fast bis zum Strand mit dem Camper befahren kann und wurden von den dort fischenden Locals sogar zu Ihrem kleinen Grillfest eingeladen.
Wir genießen unsere Zeit in den kleinen naturbelassenen Buchten am langen Sandstrand von Famara mit surfen, langen Spaziergängen und nächtlichen Lagerfeuern. Abwechslung vom ruhigen Alltag finden wir in den zahlreichen Restaurants und Cafés von Famara – ein uriges Dorf welches uns sehr an die kleinen Dörfer Marokkos erinnert.
Mitte März hieß es plötzlich: Alarmzustand. Covid-19 hatte Europa im Griff und auch in Spanien wurden die Einschränkungen deutlich spürbar.
Also machen wir uns einen Tag vor offiziellen Ausruf des Alarmzustands ohne weitere Probleme mit der Fähre auf in Richtung Fuerteventura. Unser Ticket haben wir spontan in Playa Blanca am Hafen gekauft und eine Dreiviertel Stunde später waren wir mitsamt Camper in Corralejo auf Fuerteventura angekommen.
Fuerteventura - wild, windig, weit und schön
Da, wie so üblich auf Fuerteventura, auch an unserem Ankunftstag ein steife Brise über die Insel hinwegfegte, suchten wir uns relativ schnell eine windgeschützte Bucht, um dort die Nacht verbringen zu können. Im Norden Fuerteventuras, wo sich auch das Surfen an großer Beliebtheit erfreut, ist an sich, trotz des Status eines Naturparks, das Übernachten an der Küste relativ problemlos möglich, sofern neben den schon obergenannten Regeln, die Folgende eingehalten wird: Parken von Fahrzeugen ist an der sogenannten „Northshore“ auf Fuerteventura nur hinter den weißen Pfosten entlang der Wasserkante möglich. Dies soll zum Schutz der Küstenabschnitte auch eingehalten werden.
Nach kurzem Suchen haben wir uns auch einen schönen Platz bei einem kleinen Fischerdörfchen gesucht und wider Erwarten - es waren zahlreiche Menschen zum Surfen dort. Also es schien, trotz Corona, alles relativ normal auf der Insel zu sein. Auch auf der Fahrt sahen wir vollbesetzte Cafes, Bars und Restaurants. Alle Geschäfte waren geöffnet.
Am nächsten Morgen wachten wir schon mit fiesem dunklen Sturmwetter auf, sodass wir uns entschieden relativ schnell aufzubrechen, um ein paar Erledigungen zu machen. Aber schon auf der Fahrt fiel uns die Leere auf den Straßen auf - vielleicht das Wetter? Aber auch die noch am Vortrag stark besuchten Lokale waren geschlossen. Ein schneller Blick in die spanischen Nachrichten reichte aus: Ausgangssperre in ganz Spanien - somit auch inklusive Kanaren. Niemand durfte mehr sein Haus ohne triftigen Grund verlassen. Nach dem ersten Schock folgte dann auch eine kleine Erleichterung. Diese Regelung soll zunächst für die nächsten 10 Tage gelten - gut, dass wir Zeit haben! Also noch schnell einkaufen, einen schönen Platz suchen und die zehn Tage ausharren.
Wo zunächst auch die Polizei nichts dagegen einzuwenden hatte, dass wir die Ausgangssperre in unserem kleinen Haus auf Rädern am Meer irgendwo in der Pampa Fuerteventuras verbringen wollten, war einige Tage später der Militärhubschrauber anderer Meinung. Wir sollten diesen Platz umgehend verlassen. Auch wir selber merkten, dass die letzten Tage auf kleinsten Raum echt anstrengend wurden und die Entwicklungen sahen leider auch nicht so aus als würde die Ausgangssperre eine kurze Geschichte von nur zehn Tagen werden.
Unser Entschluss stand fest: Eine Wohnung musste her.
Für uns kam es nie in Frage jetzt die Reise abzubrechen, obwohl uns viele Leute dazu rieten. Aber wieso? Nun die lange Rückreise auf der Fähre und im Auto antreten, durch die stark von der Krankheit betroffenen Länder fahren und sich schlimmstenfalls auch noch anstecken? Wo hätten wir in Deutschland hingehen sollen, eine Wohnung hatten wir ja auch nicht mehr und unter Umständen unsere Familie anstecken? Nein! Wir blieben auf Fuerteventura, wo die Zahl der Infizierten verschwindend gering war. Trotz der zweimonatigen Ausgangssperre, die uns bei Zeiten natürlich auch richtig auf den Nerv ging, konnten wir uns auch mal um Dinge kümmern und Aktivitäten machen, wo wir sonst weniger Zeit für hatten. Viel nachdenken, viel reden, viel spielen, Gitarre spielen lernen, Sprachkenntnisse vertiefen. Außerdem haben wir durch das Mieten der Wohnung in den Vermietern gute Freunde gewonnen und durch sie die Insel nochmals auf eine ganz andere Weise kennenlernen dürfen.
Aber irgendwann kam dann endlich der lang ersehnte Tag. Wir durften wieder in unseren Camper einziehen. Zwar zunächst noch unter strengen Verhaltensregeln und Zeitfenstern, an denen man nur das Zuhause verlassen durfte, aber alleine das Gefühl wieder im eigenen Haus auf Rädern mit Blick auf das Meer und dem Meeresrauschen in den Ohren einzuschlafen, war unbezahlbar. Wir lernten für die kleinen Dinge auch mal dankbar zu sein.
Die Insel war leergefegt - keine Touristen oder Reisende. Nur hier und da trafen wir mal auf weitere Camper, die genauso wie wir auf der Insel ausgeharrt haben, aber auch Einheimische bestätigten uns, dass diese Insel vor 50 Jahren das letzte Mal so leer gewesen sei.
Im Prinzip war es ein bisschen Glück für uns in dieser ganzen Misere: Camperparadies. Wir standen alleine an den atemberaubendsten Plätzen. Alleine direkt am Meer, auf hohen Klippen, mit Blick auf Vulkane. Und wir konnten in Ruhe surfen. Es kam nicht selten vor, dass wir wirklich alleine im Wasser saßen und die Wellen genießen konnten. Unser Glück - Pech der Einheimischen. Fuerteventura ist so stark vom Tourismus abhängig, dass sich schon bald abzeichnete, dass harte Zeiten für die Wirtschaft Fuerteventuras bevorstehen würden.
Wir waren noch vier Wochen auf der Insel und genossen vor allem den nördlichen Teil der Insel - vor allem hier ist die Insel wild, weit und schön. Aber irgendwann vermissten wir dann doch das Grün der Natur, die auf Fuerteventura nur vergeblich zu finden ist. Also hieß es für uns „Auf Wiedersehen“ Fuerteventura und „Hallo“ Teneriffa!
Teneriffa - die Insel der Naturvielfalt
Direkt zum ersten Tag, an dem die Fähren zwischen den Kanareninseln wieder für den Toursimusverkehr freigegeben waren, fanden wir uns am Hafen in Puerto de Rosario, der Hauptstadt Fuerteventuras, ein. Unser Ticket hatten wir zuvor online gebucht und mit etwas Verspätung ging es dann los. Neues Abenteuer! Wiedererlangte Freiheit! Die milde Meeresbrise streichelte unsere Haut mit Blick auf das immer kleiner werdende Fuerteventuras hinter uns und vor uns der Atlantik. Endlich wieder mehr oder weniger selbstbestimmt reisen. Mehr oder weniger, weil wir zu der Zeit nur innerhalb der „comunidad“ reisen durften, in der wir uns aufhielten. Glücklicherweise hieß das für uns, dass wir auf den gesamten Kanaren reisen durften.
Nach einigen Stunden - mit Umstieg auf Gran Canaria - kamen wir nachts auf Teneriffa an. Alleine die Einfahrt in den Hafen von Santa Cruz de Tenerife war schon ein Highlight. Nur schemenhaft waren die Umrisse der Berge der Insel zu erahnen. Nur die Lichter der kleinen in die Berge gebauten Dörfchen waren sichtbar und ließen Teneriffa in ein märchenhaftes Licht erscheinen.
Wir konnten es kaum erwarten loszulegen und Neues zu erkunden. Schon während der Autofahrt zu unserem ersten nächtlichen Stopp, nahmen wir schon den großen Unterschied zu Fuerteventura und Lanzarote wahr. Das langersehnte Grün war endlich zurück.
Die Nacht verbrachten wir hundemüde auf dem Parkplatz des Strandes Las Teresitas - ein mit Saharasand aufgeschütteter, künstlich angelegter Strand. Für uns unverständlich, weshalb man eine unbeschreibliche Tonnenanzahl Sand aus der Sahara ankarrt, um einen künstlichen Strand zu erbauen, wo es doch, wie wir feststellen durften, so viele wunderschöne Naturstrände auf der Insel gibt.
Unser Schlaf wurde durch ein eintöniges Brummen der fünf in der Bucht liegenden Kreuzfahrtschiffe begleitet. Durch Corona haben die Kreuzfahrtschiffe ein Fahrverbot erhalten und harrten daher in dieser Bucht Teneriffas aus. Die Motoren laufen ununterbrochen, um Strom für die an Bord befindliche Crew gewährleisten zu können. Man stelle sich bitte an dieser Stelle diese Umweltverschmutzung vor. Schon einmal vorweg: In den zwei Wochen unseres Aufenthalts auf der Insel, wurde die Anzahl der Schiffe nicht geringer.
Teneriffa ist größtenteils eine sehr urbane Insel - ganz im Gegensatz zu Lanzarote und Fuerteventura. Demnach war es nicht verwunderlich, dass wir uns am nächsten Morgen etwas überfordert von den zahlreichen Menschen fühlten, die hier joggen oder schwimmen gingen.
Also schnell weiter in die Natur - Unser Weg führt uns durch das Anaga-Gebirge, welches uns durch seine vielfältige Natur in permanentes Staunen versetzte. Von Kakteenpflanzen bis hin zu Nadelbäumen veränderte sich die Natur fortwährend. Über enge Serpentinenstraßen und Bergkämme, erschien uns dann zu der Naturschönheit auch noch der Blick auf das Meer. Vorbei an dem wunderschönen Bergdorf Taganana entdeckten wir kleine versteckte Buchten, womit unser Entschluss feststand, erstmal dort im Norden der Insel zu bleiben.
Hier schienen, was auch durch Gespräche mit einigen Campern bestätigt wurde, zahlreiche Reisende die Ausgangssperre in ihren rollenden Behausungen verbracht zu haben. Wir verbrachten entspannte Tage mit Wandern und Surfen, direkt am Strand stehend und genossen die neu erlangte Freiheit.
Zum Wochenende wurden die Strände dann doch stärker besucht, sodass wir beschlossen uns die Naturschönheit der Bergregionen Teneriffas anzusehen und probierten ein paar der zahlreichen Wanderwege im Anaga-Gebirge aus.
Unsere Entdeckerlust führte uns auch in den Süden und ins Zentrum der Insel. Der Parque Nacional del Teide - der Naturpark um den höchsten Berg Spaniens durfte nicht fehlen. Auf dem Weg dorthin wurde uns ein weiteres Mal die Diversität dieser Insel bewusst. Urbane Strukturen mit mehrspurigen Autobahnen, kleine Dörfchen mit Bananenplantagen und üppigem Grün und fast immer sichtbar: Der Teide. Da wollten wir hin. Schnell merkten wir, dass wir immer mehr Höhenmeter machten. Die Vegetation änderte sich vom tropischen Grün zu Nadelwäldern bis hin zu mondlanschaftsartigen Gebieten. Kein Ort weit und breit.
Bevor es aber Richtung Teide gehen sollte, machten wir nochmals Halt an einem Picknickplatz von dem einige Wanderwege abgingen, die wir am nächsten Morgen zunächst nochmal erwandern wollten - zumindest ein Stück.
Nach kurzer Zeit - wir hatten schon unser Nachtlager aufgebaut und uns auf ein kuschelig-kalten Abend eingestellt - bekamen wir Besuch von einigen Parkrangern. Unser erster Gedanke war natürlich, dass wir nun mit höchster Wahrscheinlichkeit weiterfahren müssten und uns einen neuen Schlafplatz mit unserem Camper suchen müssten. Aber weit gefehlt: Nachdem die Ranger zunächst großes Interesse an unserem Camper zeigten, empfahlen sie uns einen anderen sehr schönen Schlafplatz nur einige Meter weiter im Wald auf einer Lichtung und gaben uns weitere hilfreiche Tipps für die Insel. Eine solche Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit haben wir nicht erwartet.
Am nächsten Tag ging es weiter zum Vulkan Teide, dem höchsten Berg Spaniens. Heutzutage ist natürlich bekannt, wie ein Vulkan ausbricht, jedoch war ein solches Naturspektakel den Guanchen, den damaligen Ureinwohnern Teneriffas, nicht erklärbar, was zu den mysteriösen Sagen um den Berg führte. Bei einem Vulkanausbruch im 13.Jhr. dachten die Guanchen der Teufel wohne in den Tiefen des Bergs. Er war neidisch auf das Licht außerhalb, sodass er es kurzerhand stahl und in den Vulkan hineinzog. Dies brachte Zerstörung und Dunkelheit auf die Erde. Die Ureinwohner baten ihren Himmelsgott um Hilfe, der darauffolgend mit dem Teufel kämpfte und letztlich gewann, da eines Morgens die Sonne wieder schien, der Vulkan mit Gestein verstopft war und der Teufel für immer darin gefangen war.
Wieder zurück in der Gegenwart: Aufgrund der immer noch vorherrschenden Corona Pandemie konnten wir nicht ganz auf den Teide hinaufsteigen und auch die Seilbahn war geschlossen. Aber nichtsdestotrotz wanderten wir durch die karge, vulkansteinige Mondlanschaft.
Weiter Richtung Süden fahrend, war unübersehbar, dass wir uns den touristischen Bereich Teneriffas näherten. Zwar ohne Touristen, aber dafür mit großen Hotelburgen, Restaurants mit Speisekarten in fünf verschiedenen Sprachen, englischen Pubs und riesigen Einkaufszentren. Das war definitiv nicht unser Ding!
Also schnell wieder hoch in den Norden über das Anaga-Gebirge, zu den Stränden, wo wir unsere Reise auf Teneriffa begannen. Nachdem wir noch einige Tage in der Natur, direkt am Meer mit ein paar weiteren Campern mit guten Wellen zum Surfen verbrachten, kündigte sich Wind an, der surfbare Wellen zerstören würde. Das war das Zeichen für uns weiter aufzubrechen Richtung La Gomera.
La Gomera - wilde Ursprünglichkeit und Ruhe
Auf Teneriffa in Los Cristianos auf die Fähre gefahren, waren wir in kürzester Zeit auch schon in San Sebastián de La Gomera angekommen. Vom Meer kommend betrachtet, ist schwer zu erahnen, was diese Insel zu bieten hat. Steile Felshänge, keine Orte oder Strände sind zu sehen. Nur die Hauptstadt La Gomeras, ragte mit seinen bunten Häuschen am Hang und seinem Strand heraus. Wir haben schon viel von der immer grünen Hippie-Insel gehört und waren unglaublich gespannt.
Super atemberaubend sind die zahlreichen Wanderwege durch die teils tropische Natur mit Palmen, Bananenplantagen und Mangobäumen. Auch gibt es viele alte, nicht mehr bewohnte Landhäuser mit großen Obstgärten. Wir lernten einen Italiener kennen, der dort am Strand in einer aus Palmenblätter selbst zusammengebauten Hütte wohnte und der mit seiner Crossmaschine mehrmals wöchentlich zu diesen Landhäusern fuhr und alle Welt mit dem Obst versorgte - geschenkt natürlich, denn er war froh, wenn das Obst gegessen wird. Er selber hatte immer mehr als genug Obst als Vorrat. Wir wurden mehrmals mit so einer Menge Mangos, Mangas, Bananen und Pflaumen versorgt, dass auch wir selber noch Obst weiterverschenkten konnten.
Auf La Gomera ist in gewisser Weise die Zeit stehen geblieben. Die Menschen scheinen glücklich zu sein - auch wenn sie vielleicht nicht viel besitzen, aber die Positivität der Einwohner dort ist bewundernswert. Auffällig waren natürlich auch die vielen Nationen, die dort zu leben schienen. Wir trafen viele Alt-Hippies, viele Aussteiger, viele dort Hängengebliebene aus ganz Europa und sogar Südamerika.
Diese haben sich zumeist im Valle Gran Rey zusammengefunden. La Gomera ist durchzogen von unglaublichen Tälern, in denen kleine Orte und zumeist üppiges Grün zu finden sind. Das Valle Gran Rey ist aber mit Abstand das beeindruckendste Tal der Insel. Die Strassen schlängeln sich an mit Palmen gesäumten Hängen entlang. An den Straßen zahlreiche terrassenartige Anbaugebiete, die mittlerweile meistens als private Gärten genutzt werden, aber zuvor oft Teile großer Landhäuser mit Riesen Obstplantagen für den Export waren.
In Valle Gran Rey haben wir auch die meiste Zeit verbracht und die interessantesten Menschen kennengelernt. Wir parkten direkt am glasklaren Meer, was uns nicht nur einmal zum Schnorcheln einlud.
Die meisten vermeintlichen Camper dort, waren keine Reisenden im engeren Sinne, sondern Lebenskünstler und Auswanderer, die sich ihr Gefährt als Zuhause eingerichtet haben. So war es auch spannend die verschiendensten Lebensgeschichten zu hören und auch zu merken, dass es nicht immer nur einen Weg im Leben gibt. Man muss manchmal einfach mal über seinen Tellerrand hinwegsehen, um Neues zu erleben und zu finden, um ggf. glücklich(er) zu werden.
Zurück zum Festland
Mittlerweile war es Juni und nach nunmehr zwei Wochen auf La Gomera hielten wir uns nun inklusive Lockdown schon fast vier Monate auf den Kanaren auf, wurde es langsam unerträglich heiß und langsam wurden auch die coronabedingten Reisebeschränkungen gelockert, sodass auch die Fähren wieder auf das Festland fuhren. Da wir glücklicherweise, ohne es zu wissen, ein flexibles Ticket für unsere Rückfahrt gebucht hatten, konnten wir dann für Anfang Juli den Rückweg antreten. Von La Gomera zurück für eine Nacht nach Teneriffa, ging es dann von dort aus zurück nach Andalusien. Aus unserem Fehlern der Hinfahrt gelernt, haben wir uns nun mit Decken, Kissen, Winterkleidung und Schlafunterlagen eingedeckt, sodass wir die ganze Fahrt mit unserem Hund Sam auf Deck verbringen konnten. Obwohl diese Fahrt wegen eines Sturms unangenehmer als die Hinfahrt war, sind wir tatsächlich die gesamte Fahrzeit an Deck geblieben - etwa ein Dutzend weitere Menschen machten es uns gleich und das Deck mit den Hunden ähnelte einer kleinen Pyjamaparty.
Rückblickend würden wir die Reise auf die Kanaren mit dem Camper immer wieder machen. Natürlich bedarf es viel Planerei im Vorfeld und auch die Anfahrt ist nicht die angenehmste, aber die Flexibilität durch das eigene Haus auf Rädern und die Möglichkeit noch fast überall an den unglaublichsten Orten sein Nachtlager aufzuschlagen, haben uns einfach überzeugt. Zudem haben wir ja auch noch ein paar Inseln offen. La Palma, die als grünste aller Inseln gilt und uns von einigen weiteren Reisenden wärmsten empfohlen wurde, haben wir leider nicht mehr erkunden können. El Hierro ist sicher auch eine Reise wert.
Gran Canaria haben wir bewusst ausfallen lassen, da es nach Erzählungen von anderen Reisen vermutlich nicht unsere Insel gewesen wäre.
Aktuell ist die Situation auf den großen Kanareninseln relativ angespannt. Die Regierung hat das Wildcampen, was über die Sommermonate auch bei vielen Canarios sehr beliebt ist, verboten und viele Strandparkplätze und weitere beliebte Campingorte gesperrt. Grund dieses Verbots soll das Coronavirus sein. Dies führte zu großen Unmut bei vielen Einheimischen, sodass die kanarische Regierung mittlerweile reagiert und an wenigen Stellen das Campen wieder autorisiert hat. Ob das bisher noch erlaubte freie Campen wie zuvor auf den Inseln in Zukunft erlaubt bleibt, ist abzuwarten.
Vielleicht hatten wir wirklich ein großes Glück nach dem spanischen Lockdown die Inseln so ursprünglich und ruhig erlebt haben zu dürfen.