Unverpackt Laden: Verpackungsfrei Einkaufen mit gutem Gewissen

Unverpackt Laden: Verpackungsfrei Einkaufen mit gutem Gewissen
Nachhaltiges Einkaufen und die Vermeidung von Plastikmüll sind mittlerweile mitten in der Gesellschaft angekommen. Die Politik verbietet Einwegplastikgeschirr, Supermärkte dürfen Plastiktüten nicht mehr kostenlos weitergeben und immer mehr Produzenten sparen an Plastikverpackungen. Das Ziel aller Bemühungen ist, den Verbrauch von Einwegverpackungen, sowie Müllverbrennungen und die Ablagerungen von Mikroplastik, welches über Jahrhunderte hinweg die Umwelt schädigt, zu vermindern. Genau diese Philosophie verfolgen auch verpackungsfreie Läden, in denen Lebensmittel und Kosmetikartikel größtenteils ohne Verpackung angeboten werden. Du kannst Deine eigenen Behälter mitbringen und die Waren selbst abfüllen.

Das Konzept leuchtet Kunden mit einem grünen Gewissen ein, doch welche weiteren Vorteile birgt das verpackungsfreie Einkaufen? Kann ein Unverpackt Laden eine echte Alternative zum herkömmlichen Supermarkt werden und wie sieht das plastikfreie Einkaufen in der Praxis aus?

Warum unverpackt einkaufen? Die Vorteile von verpackungsfreien Läden

Neben der Vermeidung von Plastikmüll kommt das plastikfreie Einkaufen mit einer Reihe weiterer Vorteile daher.

1. Vorteil: Plastikfrei Einkaufen bedeutet weniger Verpackungsmüll

Lose Produkte im Unverpackt Laden


Vielleicht haben auch Deine Großeltern noch von dem Tanta Emma Laden erzählt, wo sie früher Lebensmittel aus losen Säcken kauften. Diese Läden sind heutzutage kaum noch vorhanden, weil die Lebensmittelindustrie wegen der Hygiene und Frische auf abgepackte Waren setzt. Diese Einwegverpackungen erleichtern Dir zwar den Transport nach Hause, werden dort aber innerhalb kürzester Zeit weggeworfen.

Derzeit fallen pro Jahr in Deutschland etwa 38,5 kg Verpackungsmüll aus Kunststoff pro Person an, was ungefähr doppelt so viel ist wie noch vor 20 Jahren. Selbst viele Obst- und Gemüsesorten werden von Plastik umhüllt angeboten, da Produzenten fürchten, dass sie beim Transport beschädigt werden und leicht verderben. Andere Verpackungen dienen weder dem Frischeschutz noch der Hygiene, sondern sollen bei ansprechender Gestaltung lediglich die optische Erscheinung des Produktes aufwerten. Es stimmt zwar, dass die Einwegverpackungen zum größten Teil recycelt und somit wiederverwendet werden könnten, in der Praxis geschieht das aber viel zu wenig, und der Müll wird einfach verbrannt. Daher lohnt es sich, gar nicht erst Verpackungsmüll entstehen zu lassen, wie es beim verpackungsfreien Einkaufen geschieht.

2. Vorteil: Möglichst schadstoffarmes Essen mit vollem Geschmack


Weniger Plastik um Deine Lebensmittel bedeutet nicht nur eine geringere Umweltbelastung, sondern kommt auch der Qualität der Produkte und somit letztendlich Deiner Gesundheit zugute. Kommen Lebensmittel durch die Verpackung mit Kunststoff in Berührung, so können sich Mikroplastik-Partikel im Lebensmittel festsetzen und in Deinen Körper gelangen. Ebenso kann Plastik den Geschmack von verpackten Lebensmitteln beeinflussen. Vielleicht hast Du bei Mineralwasser in Plastikflaschen ab und zu einen leicht süßlichen Geschmack festgestellt, obwohl es sich um pures Wasser handelt. Das liegt an dem Stoff Acetaldehyd, der bei der Herstellung von PET-Flaschen entsteht und bei längerer Lagerung auf das abgefüllte Getränk abfärbt. Bei dem geschmacksneutralen Wasser fällt dies besonders auf; bei anderen aromatischen Getränken bekommst Du die Geschmacksveränderung vielleicht gar nicht mit. Beim verpackungsfreien Einkaufen ist diese Beeinflussung des Aromas ausgeschlossen.

Da die Unverpackt Läden das Nachhaltigkeits-Konzept möglichst ganzheitlich verfolgen möchten, setzen viele auf Lebensmittel aus biologischem oder aber regionalem Anbau. Durch die kurzen Transportwege kann die Frische von Obst, Gemüse, Milchprodukten und Fleisch sichergestellt werden - und das ganz ohne unnötig viel Plastik. Dadurch unterstützt Du die regionale Landwirtschaft bzw. erhältst Frischeprodukte, die keinen Kontakt zu chemischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln hatten. In vielen Fällen spiegelt sich das im besonders intensiven Geschmack wieder.

3. Vorteil: Mengen beim verpackungsfrei Einkaufen frei bestimmbar


Ein weiterer Vorteil vom verpackungsfreien Einkaufen ist, dass Du selbst entscheiden kannst, wie viel Du von einem Produkt kaufen möchtest. Ist es Dir nicht auch schon einmal so ergangen, dass Du im Handel ein neues Produkt ausprobieren möchtest, es dieses aber nur in der 500 g-Packung gibt? Im Unverpackt Laden kannst Du Dir selbst die Trockenprodukte abfüllen und somit entscheiden, wie viel Du möchtest. Am Ende zahlst Du nach Gewicht und kannst somit auch kleinste Mengen unter 100 g kaufen. Ideal, um neue Lebensmittel auszuprobieren oder um genau die Menge zu kaufen, welche Du in den nächsten Tagen benötigst.

Wie funktioniert ein verpackungsfreier Supermarkt?


Weniger Plastik, mehr Inhalt - vielleicht hat das Konzept vom Unverpackt Laden auch Dich überzeugt. Doch wie genau funktioniert eigentlich das plastikfreie Einkaufen in solchen Geschäften und wie kannst Du Deine Produkte mit nach Hause nehmen? Außerdem beschäftigt Dich vielleicht die Frage, wie die Unverpackt Läden überhaupt ihre Waren bekommen. Dass die Läden beim Verkauf an die Endkonsumenten so weit wie möglich auf Verpackungen verzichten möchten, ist sicherlich sehr lobenswert. Doch wie funktioniert dieses Konzept auf der Ebene von Lieferant zum Laden? All das möchten wir Dir in diesem Abschnitt erklären.

Unverpackt Laden – Wie funktioniert ein verpackungsfreier Supermarkt

„Unverpackt“ - was heißt das eigentlich und wie funktioniert das unverpackt Einkaufen?


Der Begriff „unverpackt“ spielt darauf an, dass die Waren so weit wie möglich ohne Verpackung angeboten werden. Im Gegensatz zu einem Supermarkt, wo praktisch jedes Produkt außer Obst und Gemüse in vorwiegend Kunststoffverpackungen auf die Kunden warten, sind diese Kleinstverpackungen beim verpackungsfreien Einkaufen tabu.

Natürlich muss es auch in einem Unverpackt Laden gewisse Verpackungen geben, um die Hygiene gewährleisten zu können. Die Lebensmittel wie zum Beispiel trockene Bohnen liegen also nicht offen in einem großen Behälter im Unverpackt Laden, sondern werden meist in Hartplastik- oder Glasbehältern mit Abfüllvorrichtung im Verkaufsraum angeboten.

Unverpackt Laden – so funktioniert der verpackungsfreie Supermarkt

Anstatt auf vorgefertigte Verpackungen der Industrie zurückzugreifen, bringst Du Deine eigenen Behälter von zuhause mit. Hier kannst Du Dich frei entscheiden, ob Du lieber alte Marmeladengläser mit Schraubverschluss, Papiertüten, Gemüsenetze oder sonstige Dosen verwenden möchtest. Theoretisch ist es sogar möglich, die Produkte in Plastikbehälter oder -tüten abzufüllen, was jedoch nicht ganz im Einklang mit der Idee des plastikfreien Einkaufens steht. Nach Betreten des Geschäfts werden Deine mitgebrachten Behälter zunächst einmal gewogen. Manchmal kannst Du dafür eigenständig eine Waage bedienen; manchmal erledigt dies das Personal für Dich. Es wird ein Aufkleber erstellt mit dem Gewicht Deines Behälters, welcher auf diesen geklebt wird. Dieser Schritt ist wichtig, weil Du Deine Behälter im Anschluss mit den Waren Deiner Wahl füllen kannst. Sobald Du fertig bist, werden die befüllten Dosen und Büchsen wieder gewogen und ihr Eigengewicht vom Gesamtgewicht abgezogen.

Möchtest Du einmal spontan einkaufen, hast aber gerade keine Vorratsdose mitgenommen, so bieten die Geschäfte auch wiederverwendbare Verpackungen zum Kauf an. Milchprodukte oder Honig können aus Hygieneschutzgründen nur schwer zum Selbstabfüllen angeboten werden. Häufig kooperieren Unverpackt Läden deshalb mit Bauern aus der Gegend und bieten Joghurt und Milch in Glasflaschen gegen Pfand im Laden an.

Übrigens funktioniert das verpackungsfreie Einkaufen auch bei Käse, Fleisch- und Wurstwaren aus der Frischetheke. Aufgrund des Risikos einer möglichen Kontaminierung ist es für den Verkäufer verboten, Deinen mitgebrachten Behälter auf die Waage hinter dem Frischetresen zu stellen und das Fleisch oder Wurst hineinzugeben. Im Unverpackt Laden aber stellst Du Dein Gefäß auf die Bedienungstheke, die Verkäuerin wiegt auf einer eigenen Unterlage das Lebensmittel ab und legt es dann kontaktlos in Deinen Behälter. Bei Deinem ersten Besuch im Unverpackt Laden wirst Du Dich vielleicht wundern, dass sogar Produkte wie Waschmittel, Öl oder Gewürze plastikfrei gekauft werden können.

Unverpackt Läden in Deutschland: Hier kannst Du unverpackt einkaufen: 

Die Zero-Waste Bloggerin Shia von Wasteland Rebel hat eine übersichtliche Karte mit allen Unverpackt Läden in Deutschland erstellt. Dort findet Ihr Unverpackt Läden im Ruhrgebiet und im Rheinland sowie allen großen Metropolregionen und Städten. Darüber hinaus sind dort auch zahlreiche Läden aufgeführt die Unverpackt-Freundliche Produkte im Sortiment haben. Das Netz an Unverpackt Läden wird zunehmend größer und zeigt, dass umweltbewusster und nachhaltiger Konsum mehr ist als ein kurzlebiger Trend und zunehmend an Beliebtheit gewinnt.

  

Für eine Übersicht von Zero-Waste und Unverpacktläden in Europa, empfehlen wir Euch die Zero Waste App

Lieferung und Transport: Wie bekommen Unverpackt Läden ihre Ware?

Nun fragst Du Dich womöglich, wer die Unverpackt Läden beliefert und wie sie ihre Waren bekommen. Um den Hygienerichtlinien in Europa gerecht zu werden, ist es schließlich nicht möglich, gänzlich lose Ware zu transportieren.

Wie die Warenanlieferung in einem Unverpackt Laden in Deiner Nähe abläuft, hängt ganz von seinen Kooperationen ab. Viele verpackungsfreie Läden arbeiten mit regionalen Erzeugern zusammen, welche Obst und Gemüse mehrmals die Woche lose in offenen Transportboxen liefern. Die Kisten werden bei der nächsten Lieferung wieder abgegeben. Auch bei Flüssigprodukten wie Öl oder Essig stellen die Hersteller gerne einen Kanister zu Verfügung, welcher nach der Entleerung wieder zurückgegeben wird.

Doch viele Trockenprodukte wie Nudeln oder Hülsenfrüchte sind nicht vom Bauern vor Ort zu bekommen. Daher bestellen verpackungsfreie Läden die Produkte vorzugsweise in großen Gebinden von 25 kg oder mehr. Anstatt der Kunststoff-Nudelverpackung à 250 g, die im Supermarkt in Kartons angeliefert wird, fällt im Unverpackt Laden lediglich eine große Transportbox, Plastikverpackung oder Papiersack an. Um so wenig Plastik wie möglich zu verwenden, berichten viele Unverpackt Läden, dass sie ihre Lieferanten dazu gebracht haben, Mehl oder Nudeln zum Beispiel nicht mehr in einem Plastik- sondern einem Papiersack anzuliefern.

Kann eine kleinere Verpackung aus Gründen der Frische nicht vermieden werden, so greifen die verpackungsfreien Läden auf Glasgefäße zurück, wie bereits oben beschrieben wurde.

Ein kleineres Sortiment, weniger Durchlauf als in einem herkömmlichen Supermarkt und oft regionale Produkte: Da fragst Du Dich vielleicht, wie teuer das plastikfreie Einkaufen in einem Unverpackt Laden ist. Im Durchschnitt ist der Einkauf schon etwas teurer als in einem herkömmlichen Supermarkt und ist mit einem im Bio-Supermarkt vergleichbar. Schließlich hat der Unverpackt Laden in der Regel weniger Kundschaft und kauft zum Teil kleinere Mengen bei lokalen Erzeugern, was die Preise erhöht. Allerdings sollte erwähnt werden, dass es viele Produkte wie zum Beispiel Nudeln aus Quinoamehl oder bestimmte Getreidesorten gar nicht in einem regulären Markt gibt. Gerade etwas außergewöhnlichere Produkte gibt es zu einem sehr attraktiven Preis.

Fazit: Verpackungsfreies Einkaufen als willkommene Alternative

Unverpackt Laden – Darum ist verpackungsfrei Einkaufen sinnvoll


Haben die ersten Unverpackt Läden 2014 in Deutschland eröffnet, gibt es mittlerweile in fast jeder mittelgroßen bis großen Stadt einen. Die Tendenz zeigt, dass der Verzicht auf Plastikmüll beim Einkaufen eine immer größere Rolle beim Konsumenten spielt. Plastikfreie Supermärkte sind nicht nur eine gute Möglichkeit, um Müll einzusparen, sondern auch, um neue Lebensmittel auszuprobieren und die regionale Landwirtschaft zu unterstützen.

Nichtsdestotrotz ist das Angebot in einem verpackungsfreien Supermarkt deutlich eingeschränkter im Vergleich zum normalen Supermarkt. Im Durchschnitt gibt es etwa 500 Alltagsprodukte; wer aber die Auswahl eines Produktes verschiedener Marken sucht, der wird nicht fündig. Deshalb stellt der Unverpackt Laden für viele keine Alternative, sondern eine willkommene Ergänzung zum Supermarkt dar. Komplett verpackungsfrei Einkaufen ist somit nur schwer möglich, aber zumindest kann bei einem regelmäßigen Besuch eines plastikfreien Marktes der Verpackungsmüll deutlich reudziert werden.

Wer also regelmäßig einige Alltagsprodukte verpackungsfrei einkaufen geht, bei dem werden die geringen Mehrkosten nicht groß ins Gewicht fallen. Im Anbetracht der Tatsache, dass plastikfreie Läden einen höheren logistischen Aufwand betreiben und deren Produkte meist lokal und biologisch zugleich sind, sind die Preise relativ moderat. Zumal Du absolut hochqualitative Produkte aus der Region bekommst, deren Aroma oft nicht mit Massenware vergleichbar ist. Da Du außerdem genau entscheiden kannst, wie viel Du von einem Produkt kaufst, kannst Du etwas Geld sparen. Kurzum: Die Qualität und Frische der dargebotenen Produkte, das lohnenswerte Konzept der Müllvermeidung sowie die teils kreative Auswahl der Produkte rechtfertigen den für viele Produkte leicht höheren Preis im Vergleich zum Supermarkt. Wie immer kommt es auch hier auf den Unverpackt Laden an: Suche Dir deshalb selbst einen verpackungsfreien Markt in Deiner Gegend und mache Dir selbst ein Bild davon.

Bildnachweise: Laura Mitulla, Markus Spiske, The Creative Exchange von Unsplash / Shopify Burst
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