Die Suche nach Essbarem in Wald und Flur zählte für die meisten unserer Großeltern zur Selbstverständlichkeit. Was genießbar ist und welche vermeintlichen Leckereien zu Magenverstimmungen und Schlimmerem führen, war bekannt. Dieses wertvolle Wissen ist nicht verloren gegangen, sondern wurde ganz im Gegenteil zeitgemäß aufbereitet.
Heute können wir auf smarte Unterstützung setzen. Ein Blick in den App Store zeigt, dass es eine enorme Bandbreite an Naturbestimmungs-Apps gibt. Die Nachfrage ist offenbar gewaltig. Entgegen aller Erwartungen bringt uns die Digitalisierung der Natur wieder ein gutes Stück näher. „Back to the roots“, aber auf modernen Pfaden.
Welche naturbelassenen Zutaten Wald und Wiese zu bieten haben, haben wir hier zusammengestellt. Außerdem findest Du wertvolle Tipps zur sicheren Bestimmung von Pilzen, Pflanzen und Beeren und zusätzliche Hinweise zu ihrer Verarbeitung.
Essbare Pflanzen im Wald und auf der Wiese
Essbares aus Wald und Wiese: Lebensmittel in ihrer ursprünglichsten Form
Leckere Lebensmittel, die immer frisch und vollgepackt mit Nährstoffen sind und das kostenlos? Ein Besuch im Wald oder ein Spaziergang über eine Wiese – fernab von Straßen, da die Abgase der Fahrzeuge die Pflanzen belasten – macht es möglich. Hier ist eine große Vielfalt an Lebensmitteln zu finden, bei denen das Angebot im Supermarkt – und sogar auf dem Wochenmarkt – nicht mithalten kann. Eine wahre Bereicherung für Deinen Speiseplan.
Ein weiterer Pluspunkt: Verpackungsmüll und lange Transportwege kannst Du so vermeiden. Schnüre Deine Wanderschuhe fest, greife Dir einen Korb oder eine Tragetasche und auf geht’s. In Deutschland und Europa gibt es in Wäldern und auf Wiesen kulinarisch einiges zu entdecken.
Essbare Kräuter im Wald und auf der Wiese
Essbare Kräuter auf der Wiese und im Wald sammeln? Das ist eine Freude für alle Naturfreunde. Beinahe unmittelbar vor Deiner Haustür, findest Du unzählige Wildpflanzenarten, die nicht nur einen geschmacklichen Kick in Dein Essen bringen, sondern auch wahre Nährstoffbomben sind. Wildkräuter enthalten ein Vielfaches der Vitalstoffe, die unsere gezüchteten Pflanzen zu bieten haben.
Ob im Smoothie, als Salat, aufgegossen als Tee oder als Botancials – aromatisierende Beigaben – für eine schöne, runde Würze in leckeren Getränken – die Verwendungsmöglichkeiten sind ebenso vielseitig wie die Art der essbaren Kräuter und Pflanzen.
Giersch, Brennnessel, Bärlauch, Löwenzahn oder Sauerklee: lasse Dich inspirieren und probiere ein paar neue Rezeptideen aus. Du wirst überrascht sein, was Du bisher verpasst hast. Übrigens lassen sich auch die jungen Blätter von Buche, Linde und Birke verspeisen. Besonders im Salat sind sie ein wahrer Genuss.
Essbare Pilze im Wald und auf der Wiese
Es gibt über 2.500 Pilzarten in heimischen Wäldern.
Pilze sind eine beliebte Delikatesse: Sie wachsen schnell, sind äußerst schmackhaft und bieten eine ordentliche Portion Nährstoffe bei sehr geringem Kaloriengehalt. Hinzu kommt, dass Du sie extrem vielseitig zubereiten kannst.
Ob als Rohkost, im Salat, überbacken oder angebraten – Pilze bereichern so manches Gericht und verleihen ihm das gewisse Etwas. Pfifferlinge, Steinpilze, Maronen, Krausen, Glucken, Austernseitlinge und viele andere Pilzsorten findest Du in unseren heimischen Wäldern.
Allerdings solltest Du beim Sammeln darauf achten, dass Du nur die Pilzsorten einsammelst, die Du kennst oder mithilfe eines Handbuchs oder einer App mit Sicherheit bestimmen kannst. Nicht selten kommt es bei Naturliebhabern zu gefährlichen Vergiftungen, weil versehentlich zu einem nicht essbaren Doppelgänger gegriffen wurde. Eine eindeutige Faustregel gibt es hier leider nicht, weshalb Du sehr genau abgleichen solltest, welche Pilze Du pflückst.
Der Pfifferling beispielsweise ist sehr beliebt, hat aber einen giftigen Doppelgänger, der ihm zum Verwechseln ähnlich sieht. Der „falsche Pfifferling“ weist nicht den typischen aromatischen Geruch seines echten Zwillings auf. Außerdem ist der Hut des Pilzes dünn fleischig und seine Lamellen sind regelmäßiger gegabelt als bei dem welligen echten Pfifferling.
Essbare Früchte, Beeren und Co.
Ob Haselnüsse, Walderdbeeren, Holunder, Brombeeren, Himbeeren, Hagebutten oder andere Früchte – die Vitaminbomben sind besonders lecker und lassen sich von Frühling bis zum frühen Herbst beinahe an jedem Waldrand an Sträuchern finden.
Die meisten essbaren Früchte lassen sich roh genauso gut verzehren wie zu Gelee, Soße, Tee, Sirup oder Saft verarbeitet. Übrigens sind auch die Blätter der Walderdbeere und der Himbeere eine besonders leckere Grundlage, um einen erfrischend-fruchtigen Tee aufzubrühen.
Wildkräuter, Beeren und Co.: als Tee ein wahrer Genuss.
Im Einklang mit der Natur ernten
Im Wald findest Du nicht nur Zutaten für Deine Nächste Mahlzeit, sondern sammelst auch Energie für den Tag. Ein Spaziergang im Grünen steigert nachweislich das Wohlbefinden und stärkt unser Immunsystem. Wenn Du viel draußen unterwegs bist, ist Dir sicherlich klar, dass es essenziell ist, das naturgegebene Ökosystem als solches zu bewahren. Konkret heißt das: keine mutwillige Beeinträchtigung von Flora und Fauna durch zurückgelassenen Müll, unachtsame Bewegung abseits der Wege oder die Nutzung von Feuer in unmittelbarer Nähe von Pflanzen und Gehölz.
Wenn Du Dich dennoch auf die naturnahe Suche nach Lebensmitteln begeben möchtest, ist es wichtig, dass Du Dich im Vorfeld über die Gegebenheiten und Regelungen vor Ort informierst. Gibt es giftige Pflanzen oder Tiere, – Stichwort Eichenprozessionsspinner – darf eine bestimmte Pflanzenart aktuell nicht geerntet werden? Wenn Du diese Eckdaten abgeklärt hast, kannst Du Dich an die Sammlung Deiner essbaren Leckereien aus Wald und Wiese machen:
- Begib Dich möglichst vormittags auf die Suche nach essbaren Pflanzen und Beeren. So kann sich der Strauch oder die Pflanze über den Tag regenerieren.
- Pflücke niemals alles Essbare ab, was Du findest. Zum einen freuen sich auch andere Menschen und Tiere über die Leckereien, zum anderen vermeidest Du so, die Pflanze in ihrem Wachstum zu beeinträchtigen und kannst auch im nächsten Jahr wieder ernten.
- Reiße nicht an den Früchten und brich Zweige ab. Nimm im Zweifelsfall lieber ein Messer zur Hand.
- Lasse möglichst viel von der Mutterpflanze stehen (reiße beispielsweise keine Wurzeln aus), damit die Pflanze neue Triebe nachbilden kann.
- Wenn Beeren oder Früchte ungewöhnlich aussehen (Parasitenbefall) oder bereits Bissspuren aufweisen, suche Dir sicherheitshalber eine andere Pflanze für Deine Ernte.
- Wegen der Schadstoffbelastung solltest Du nicht direkt an den Straßenrändern pflücken und Orte meiden, an denen sich offenbar Tiere erleichtern, um Parasiten wie Fuchsbandwürmer und Ähnliches zu umgehen.
Tipp: In zahlreichen Naturlandschaften und Wäldern werden aufgrund des wachsenden Interesses Führungen speziell zu dem Thema Wildkräuter, Pilzsuche oder Beerenlese angeboten. Nimm doch mal an einer dieser Führungen teil und hole Dir wertvolle Tipps, für Dein zukünftiges Sammelgebiet.
So erfährst Du, was es vor Ort zu beachten gibt, von welchen Pflanzen und Pilzen Du Dich fernhalten solltest und welche ungeahnten Leckereien die Region bereithält. Informiere Dich beim lokalen Wanderverein, Naturfreundeverein oder im Touristenbüro über entsprechende Termine.
Dafür gibt es auch eine App: Wie Du Pflanzen sicher bestimmst und nutzt
Wildpflanzen bestimmen? Dank App ganz einfach. Schnapp Dir Dein Smartphone, wähle eine App aus und lade sie herunter. Es gibt sowohl Apps, die von Experten und Forschungseinrichtungen entwickelt wurden, als auch solche, die durch die Mitwirkung von Nutzern weiterentwickelt werden.
In den meisten Apps zur Pflanzenbestimmung ist eine Bilddatenbank hinterlegt, die ständig durch die Nutzer weiterentwickelt und präzisiert wird. Soll eine Pflanze bestimmt werden, musst Du einfach ein Foto knipsen und die Datenbank durchsucht das Bildmaterial, das Deinem Foto ähnlich sieht.
Nun gleichst Du die Pflanze, die Du bestimmen möchtest, mit den angezeigten Inhalten ab und bestätigst Deine Auswahl. Zum einen erhältst Du so den Namen Deines Ernteguts und weitere Informationen zur Pflanze, zum anderen hilfst Du so aktiv dabei, die Bildsuche zu verfeinern. Schwarmwissen smart angewandt.
Fotos, die der aufgespürten Pflanze nur entfernt ähneln, werden als nicht relevant markiert und fallen so nach einiger Zeit aus der Anzeige für diese Pflanze heraus. Ein selbstregulierendes System also, das allen Nutzern dabei hilft, Wildpflanzen zunehmend sicher zu bestimmen.
Die besten Apps: unsere Empfehlungen
Folgende Apps sind von Experten, wie Botanikern, als besonders empfehlenswert für die Suche nach Essbarem in Deutschland eingestuft worden. Sie sind sowohl über Google Play als auch den Apple Storebeziehbar:
- PlantNet: Eine App, die in Kooperation mehrerer Forschungseinrichtungen entwickelt wurde. Sie erkennt auch Pflanzen, die nicht heimisch bei uns sind, aber inzwischen in unseren Wäldern und auf unseren Wiesen vorkommen.
- Flora Incognita: Eine auf Wildpflanzen spezialisierte App, die einen Steckbrief mit Informationen zu Schutzstatus, Verbreitung etc. aufruft. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die Naturschutzstiftung Thüringen beteiligen sich an der Entwicklung der App.
- iNaturlist: Diese App kann Pflanzen und Insekten bestimmen. Die Nutzer tragen durch ihre Fotos und Angaben zum Fundort zur Weiterentwicklung der Daten bei. Außerdem können sich Nutzer anzeigen lassen, welche Insekten und Pflanzen andere Nutzer an einem bestimmten Standort gefunden haben.
Wie mache ich Kräuter, Beeren und Pilze haltbar?
Die neue App ist erprobt und Deine Taschen sind gefüllt mit Leckereien aus der benachbarten Naturlandschaft. Du willst aber ein paar Pilze, Beeren und Kräuter für die kälteren Monate aufheben? Dann haben wir hier einige Methoden für Dich, mit denen Du das Gesammelte bis mindestens zur nächsten Ernte, im Frühling, konservieren kannst.
So machst Du Kräuter haltbar:
- Einfrieren: essbare Kräuter und Pflanzen frisch ernten, waschen, mit Küchenpapier trocken tupfen, klein hacken, in einem Gefrierbeutel oder einer Dose in den Tiefkühler geben
- Trocknen: Kräuter, die mitgekocht werden sollen, langstielig ernten, bündeln und kopfüber für zwei Wochen zum Trocknen aufhängen, anschließend in einem lichtundurchlässigen Gefäß aufbewahren
- Einlegen: getrocknete Kräuter in ein verschließbares Glasgefäß geben, mit Speiseöl aufgießen, bis sie knapp bedeckt sind
So bleiben Deine Pilze haltbar:
- Einfrieren: Pilze ohne Risse und/oder Druckstellen in einen Gefrierbeutel geben und die Luft so weit wie möglich herausdrücken. Den Beutel direkt in den Tiefkühler geben, bei Bedarf portionsweise entnehmen und direkt im kochenden Wasser durchgaren (bis zu 12 Monate haltbar).
- Trocknen: Pilze in dünne Scheiben schneiden, bei 50 bis 60 Grad für zwei Stunden in den Backofen geben. Einen Kochlöffel in die Ofentür klemmen, damit die Feuchtigkeit entweichen kann. Brechen die Pilze beim Biegen, sind sie trocken genug (werden die gründlich getrockneten Pilze luftdicht verschlossen, sind sie über viele Jahre haltbar).
So machst Du essbare Beeren haltbar:
- Im Backofen trocknen: Beeren auf einem Backblech ausbreiten und bei Umluftbetrieb bei etwa 40 °C für mehrere Stunden trocknen; einen Backhandschuh in die Ofentür klemmen, damit die Feuchtigkeit entweichen kann (etwa 12 Monate haltbar).
- Dörren: Wenn Du häufiger Beeren trocknen möchtest oder anderweitig Verwendung für einen Dörrautomaten hast, kann sich die Investition in ein entsprechendes Küchengerät lohnen. Um essbare Beeren, die Du im Wald oder auf der Wiese gesammelt hast, zu trocknen, ist es am sinnvollsten, eine Sorte pro Lage zu trocknen (bei trockener, dunkler Lagerung viele Jahre haltbar).
- Lufttrocknen: Beeren auf einem trockenen Tuch ausbreiten und an einem trockenen Ort über mehrere Wochen trocknen lassen; in der Heizsaison am besten in der Nähe eines Kamins oder der Heizung positionieren; mehrmals wenden, um Schimmelbildung vorzubeugen (etwa 12 Monate haltbar). Die Beeren sind ausreichend durchgetrocknet, wenn sie noch leicht elastisch sind und keine nassen Stellen hinterlassen, wenn sie durchgeschnitten werden.
- Einkochen: Die Beeren direkt in ein abgekochtes, sauberes Einmachglas schichten, mit Wasser aufgießen und mit einem Dichtungsring und Klammer oder Schraubverschluss verschließen. Das befüllte Glas in einem Topf mit Wasser bei 70 bis 100 °C erhitzen. Das entstehende Vakuum sorgt für eine Haltbarkeit von bis zu einem Jahr.
Pflanzen bestimmen und natürlich ernähren: Nahrungsquelle Wald und Wiese
Natürlich und nährstoffreich: naturbelassene Zutaten aus der freien Natur.
Sicherlich erinnerst Du Dich auch daran, dass das Essen bei Oma und Opa immer besonders gut geschmeckt hat? Das hat nicht nur sentimentale Gründe, sondern liegt auch daran, dass unsere Großeltern wussten, worauf sie bei der Wahl guter Zutaten achten mussten.
Naturbelassen, nährstoffreich und absolut frisch landen nun auch bei Dir die essbaren Kräuter, Pflanzen, Pilze und Beeren auf dem Teller. Hol das Beste aus Deiner Nahrung heraus und setze auf Natürlichkeit. Du wirst sehen wie viel Spaß es machen kann als (Jäger und) Sammler aktiv zu werden.
Titelbild von Pascal Debrunner. Weitere Bilder von David Cooper, carboxaldehyde, Sebastian Sammer und Annie Spratt.
Über die Redaktion
Hannah Doths ist Onlineredakteurin und begeistert sich für den Klettersport sowie ausgiebige Wanderungen durch die Wald- und Felslandschaften unserer schönen Erde. Mit Rücksicht auf die Natur möchte sie durch ihren vegetarisch-nachhaltigen Lifestyle einen kleinen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten.