Sicherlich kennst auch Du dieses Phänomen: Schaut man aus der Stadt heraus in den nächtlichen Himmel, sind die Sterne kaum zu sehen. Schuld daran ist die sogenannte Lichtverschmutzung: Durch zunehmend starke Beleuchtung, die auch zu später Abendstunde von den wachsenden urbanen Lebensräumen ausgeht, ist der Himmel buchstäblich nicht mehr das, was er mal war.
Kein Wunder also, dass es uns immer öfter in die freie Natur zieht. Dorthin, wo uns das Sternenmeer einen ungewohnten Eindruck von Weite und Freiheit beschert. Eine Nacht unter dem Sternenhimmel zu verbringen ist längst fester Bestandteil der Ausflüge und Trips Outdoor-affiner Reisender.
Wir können Dir verraten, dass Du diese Sehnsucht leichter stillen kannst als vielleicht gedacht. Denn so faszinierend der Sternenhimmel in der Lodge in Afrika oder am Strand von Bali auch sein mag: In Deutschland und in vielen weiteren europäischen Ländern wie Norwegen, Finnland oder Schottland ist das Aufschlagen eines Biwaks, also eines Nachtlagers, ebenso beeindruckend wie auf fernen Kontinenten – wenn Du Dir die richtigen Orte dafür suchst.
In diesem Beitrag erfährst Du, wie, wo und mit welcher Ausrüstung draußen schlafen zu einem Highlight ohne Kompromisse wird. Außerdem erfährst Du, worauf Du bei der Wahl Deines Schlafplatzes achten solltest.
Wie schlafe ich unter freiem Himmel am besten?
Um draußen unter freiem Himmel zu schlafen, benötigst Du nur ein wenig Ausrüstung, damit Du Deine Lagerstätte komfortabel gestalten kannst. Die Basis bildet ein guter Schlafsack, der möglichst auch für niedrigere Temperaturen ausgelegt sein sollte.
Falls Du Dir nicht sicher bist, wie empfindlich Du auf nächtliche Kälte reagierst oder wechselhaftes Wetter zu erwarten ist, kannst Du ergänzend ein Thermo-Inlay als weitere Wärmeschicht in den Schlafsack einlegen.Eine Nacht im Freien bedarf guter Ausrüstung
Welche Möglichkeiten habe ich, um draußen zu schlafen?
Draußen schlafen kann je nach Umgebung und Witterung schnell zur Herausforderung werden. Doch dank gründlicher Planung im Vorfeld, kannst Du diese gut meistern. Überlege Dir zunächst, wo Du übernachten möchtest genauer gesagt, wie genau Deine Outdoor Übernachtung aussehen soll.
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Biwakieren: Ein Biwak ist ein Lager im Freien, das zumeist spontan errichtet wird. Wenn Du unterwegs bist und es Dir irgendwo besonders gut gefällt oder die Nacht hereinbricht, überlegst Du direkt vor Ort, ob der Platz zum Übernachten geeignet ist. Der Vorteil hierbei ist, dass Du ganz spontan entscheiden kannst, wo und wann Du Outdoor übernachten willst. Wenn Du Dich für möglichst wenig Gepäck entscheidest, spricht kaum etwas dagegen, direkt im Schlafsack unter dem freien Himmel zu übernachten.
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Zelten: Ob Zelten im Wald, auf einer Wiese, in der Wüste oder auf einer Anhöhe – das Dach über dem Kopf schützt Dich und Deine Habseligkeiten vor Wind, Wetter und ungewünschten Eindringlingen wie Insekten. Wenn das Zelt kompakt gebaut und leicht zu transportieren ist, bist Du mit diesem Nachtlager recht flexibel aufgestellt.
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Camping: Ein befestigtes Camp mitsamt Aufbauten wie Überdachungen und umfangreichen Kücheninstallationen ist aufwendiger zu errichten, bietet aber den Vorteil, dass Du es als Basislager für Deine Erkundungstouren wie beispielsweise Tages- oder Nachtwanderungen in der Umgebung nutzen kannst.
Für eine längere Verweildauer lohnt der aufwendigere Aufbau von Schlaflagern, Überdachungen durch Tarp (eine Schutzplane, die als Überdachung oder Behelfszelt genutzt werden kann) und Co. Im Falle eines Unwetters bist Du dank Deiner stärker befestigten Unterkunft im Zweifelsfall besser geschützt.
Was muss ich beachten, wenn ich draußen schlafen möchte?
Draußen schlafen bei Minustemperaturen: Ein außergewöhnliches Erlebnis.
Egal, welche Jahreszeit auch sein mag, wenn es Dich in die Natur verschlägt: Die Witterungsbedingungen solltest Du stets im Auge behalten und in die Wahl Deines Lagerplatzes einbeziehen.
Kommt es im Sommer zu extremer Hitze, solltest Du Dir ein möglichst schattiges Plätzchen suchen, das sich bestenfalls in der Nähe einer Wasserquelle befindet. So kannst Du nicht nur Deinen Durst stillen sondern auch regelmäßig für Abkühlung sorgen.
Möchtest Du bei Minusgraden oder kühleren Temperaturen Biwakieren oder Zelten, suche einen geschützten Ort auf. Ein Felsvorsprung beispielsweise schützt Dich ebenso vor Schneewehen wie vor Stürmen und Starkregen. Auch bei Unwetter ist ein fester Unterstand jedem Aufenthalt im Freien vorzuziehen.
Falls Du ein Camp aufschlägst oder im Zelt schlafen möchtest, sollte Deine Ausrüstung mitsamt Schlafsack, Kleidung und Co. den vorherrschenden Wetterbedingungen entsprechen. Suche Dir einen Untergrund, der Deinen Aufbauten festen Halt bietet und in den Du solide Verankerungen setzen kannst.
Wo kann ich draußen schlafen?
Wildcampen: Eine spannenden Angelegenheit, aber zumeist verboten.
Ob draußen schlafen ohne Zelt oder mit Campingausrüstung – bevor es losgeht, stellt sich die Frage, wo Du Dein Outdoor Lager überhaupt aufschlagen darfst. Denn so manches potenziell attraktive Ziel, wie beispielsweise ein Nationalpark, ist häufig aus Naturschutzgründen vom Wildcampen ausgenommen. Insbesondere Deutschland hat hier recht strikte Regelungen, die Du dem Naturschutzgesetz entnehmen kannst.
Informiere Dich also vor dem Antritt Deiner Outdoor-Tour, ob Wildcampen auf Deiner Route eine Option ist:
Darf ich im Wald zelten?
In Deutschlands Wäldern gilt, dass die Outdoor-Übernachtung verboten ist, wenn sie nicht ausdrücklich erlaubt ist. Mit anderen Worten: Wenn das Wäldchen Deiner Wahl keine ausgewiesenen Lagerplätze aufweist, wird ein saftiges Strafgeld fällig, wenn Du Dein Biwak aufschlägst. Gleiches gilt übrigens für Küstengebiete mitsamt der Dünen.
Darf ich in freier Landschaft zelten?
Hier kommt es drauf an, in welches Bundesland es Dich zieht. Während es in einigen Teilen Deutschlands ausdrücklich verboten ist, bieten andere Regionen durchaus die Möglichkeit beispielsweise in unmittelbarer Nähe von Wanderwegen zu zelten.
Darf ich in anderen Ländern in Europa wildcampen?
Jein, denn auch in anderen Ländern innerhalb Europas gibt es Regelungen und Gesetze zum Schutz der Natur. Auch sie verbieten das Wildcampen in der Regel, um die empfindliche Umwelt vor unliebsamen Hinterlassenschaften wie Müll und Verwüstungen durch Unachtsamkeit oder Fahrlässigkeit zu schützen. Informiere Dich also gründlich über die geltenden Bestimmungen in dem Land Deiner Wahl, bevor Du Backpack und Ausrüstung schulterst.
Ausnahmen gibt es natürlich auch: In Schottland wiederum gibt es einen Verhaltenskodex für das Zelten und Biwakieren der im Wesentlichen verlangt, dass man Rücksicht auf Natur, Tiere und Menschen nimmt und Verantwortung im Umgang mit der Umgebung zeigt. Norwegen, Finnland und Schweden regeln das Wildcampen über das Jedermannsrecht. Obwohl das Land jemandem gehört, darf es jeder betreten, durchqueren und für mindestens eine Nacht verweilen.
Wo darf ich trotz Naturschutzgesetz in Deutschland draußen schlafen?
Biwakieren unter freiem Himmel: ein Traum vieler Outdoor-Fans.
Keine Sorge, obwohl Wildcampen in Deutschland im klassischen Sinne verboten ist, gibt es diverse Möglichkeiten, um Deine Nacht trotzdem unter dem Sternenhimmel zu verbringen. Zum einen besteht die Möglichkeit, Dir auf einem Privatgrundstück eine Genehmigung geben zu lassen. Solange Du die Richtlinien des Naturschutzes beachtest, kommst Du also in den Genuss Deines individuellen Biwaks.
Zum anderen kannst Du auf Naturlagerplätze wie ausgewiesene Biwak- und Trekkingplätze setzen, die in Deutschland verteilt sind. Diese kommen dem urtümlichen Wildcampen am nächsten, jedoch bist Du rechtlich gesehen auf der sicheren Seite. Zumeist handelt es sich schlichtweg um befestigte Plattformen oder freigelegte Stellen, die Du für Dein Outdoor Camp nutzen kannst. Einige haben sogar ein Plumpsklo.
Selbstverständlich gilt es auch an diesen Plätzen respektvoll mit der Natur umzugehen, Pflanzen und Tiere, wenn möglich, nicht zu stören und nach der Nacht Müll und andere Gegenstände wieder mitzunehmen.
Ein wahres Pionierprojekt, das Wildcampen in Deutschland möglich macht und sogar durch die EU gefördert wird, ist die Initiative Trekking-Eifel in NRW. Unter Berücksichtigung von Flora und Fauna kannst Du im Naturpark Hohes Venn übernachten – freier Blick auf die Milchstraße inklusive. Die Naturlagerplätze sind allesamt mit einer Komposttoilette ausgestattet und ausschließlich über Wanderwege zu erreichen.
Auch die sogenannten Boofen – natürliche Schlafplätze – in der Sächsischen Schweiz stellen eine hervorragende Möglichkeit für eine Nacht im Freien dar: Hier kannst Du Dein Biwak unter Felsüberhängen oder in kleinen Höhlen aufschlagen. Da es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, sind die Boofen ausgewiesen.
Tipp: Weitere Möglichkeiten zum wilden Camping findest Du beispielsweise in Schleswig-Holstein, in Bayern und der Pfalz, am Hunsrück, im Steigerwald und im Schwarzwald.
Draußen schlafen zur runden Sache machen: Outdoor kochen und duschen
„Wie ersetze ich Küche und Badezimmer, wenn ich unterwegs bin?“, lautet die Frage, die sich viele Naturliebhaber stellen, bevor das Outdoor-Abenteuer beginnt. Je nach Deinen persönlichen Vorlieben, musst Du auf kaum etwas verzichten, wenn Du draußen Dein Lager aufschlägst.
Unsere Tipps für die simple Outdoor Küche
Die Basis für die Campingküche: der Gaskocher.
Beim Kochen leisten Dir haltbares und leichtes Outdoor Camping Geschirr und platzsparende Küchenutensilien hervorragende Dienste. Stapelbare Kochtöpfe mit einem integriertem Deckel, der sich im Nu in eine Pfanne umwandeln lässt, sind hier besonders praktisch. Essbesteck und Geschirr gibt es im Outdoorladen in unterschiedlichsten Ausführungen, die speziell auf Touren im Freien ausgelegt und platzsparend sind.
Zum Erhitzen Deiner Speisen machst Du entweder ein Lagerfeuer – hierbei unbedingt auf Warnhinweise zum Naturschutz, saisonaler Waldbrandgefahr und gefährdete Tiere in der Umgebung achten – oder schmeißt den unverzichtbaren Gaskocher, auch bekannt als Campingkocher an. Eine kleine Gaskartusche mitsamt Halterung darüber nimmt nicht viel Platz weg und stellt die perfekte Alternative zum Herd daheim dar.
Was im Topf, in der Pfanne oder auf dem Grillrost landet, ist Dir überlassen. Wir empfehlen: Setze auf einfache, naturbelassene Zutaten, die Du beispielsweise frisch auf dem Markt in einem nahegelegenen Dorf kaufst oder selbst im Wald sammelst. So musst Du kaum Vorrat mit Dir herumschleppen und kannst auf gesunde Nahrungsmittel setzen.
Bist Du mehr als eine Nacht unterwegs, sollten Dir auch die folgenden Items nicht im Küchengepäck fehlen:
- Stapelbares Besteck, Besteck aus nachhaltigen Materialien oder Besteck, das Messer, Löffel und Gabel in nur einem Besteckteil vereint
- Wasserflasche, um Wasser zum Trinken und zum Kochen vorrätig zu haben
- Faltbares Geschirr
- Stapelbares Kochgeschirr: Mehrere Kochtöpfe inklusive Pfanne, die platzsparend ineinander gestapelt werden können
- Optional: Einen Grillrost für das Lagerfeuer, einen feuerfesten Kaffeekocher
- Geschirrtuch und umweltverträgliches Spülmittel: Spüle das benutzte Geschirr unbedingt nach der Nutzung unter fließendem Wasser aus einem Wasserhahn, Bach oder Ähnlichem ab, um für die Gesundheit schädliche Bakterien zu vermeiden
Unsere Tipps für Dein Badezimmer unter freiem Himmel
Mal eben ins Badezimmer zu huschen ist beim Outdoor Biwak und insbesondere beim Schlafen im Wald oder unter freiem Himmel nicht immer möglich. Dennoch ist es im Sinne Deiner Gesundheit und Deines Wohlbefindens wichtig, auf Hygiene zu achten.
Daher gehören ein platzsparendes Reisehandtuch, Desinfektionsgel für Deine Hände, abbaubares Toilettenpapier – beispielsweise aus Bambus – sowie ökologische Körperpflegeprodukte in Dein Camping Gepäck.
Zahnpasta, Duschgel, Shampoo und Co. gibt es praktischerweise in fester Form. So sparst Du abermals Platz, Verpackungsmüll wird eingespart und die Umwelt wird nicht unnötig belastet, wenn bei der Körperhygiene Rückstände in Wasser oder Boden sickern.
Als Dusche beim Biwak kann ein fließendes Gewässer ebenso herhalten wie eine Solardusche, die Du Dir an einen Baum hängen kannst: Hierbei handelt es sich um einen Beutel, den Du mit Wasser füllst und der durch ein kleines Solarpanel, das Wasser, ähnlich einem Beuler, aufwärmt.
Und wenn Du mal aufs Klo musst? Je nachdem, wo Du Dich gerade aufhältst, muss ein Plumpsklo herhalten oder Du folgst dem Ruf der Natur und vergräbst Deine Hinterlassenschaften. Wichtig: Denke daran, Klopapier gehört nicht in die Natur und sollte anschließend wieder mitgenommen werden.
Ganz wichtig: Wann immer möglich solltest Du Dir die Hände gründlich waschen – nicht nur in Zeiten von Corona. So vermeidest Du, dass sich beispielsweise Krankheitserreger, Darmbakterien und Ähnliches unbemerkt auf Haut oder bei der Zubereitung von Speisen verteilen.
Draußen schlafen – ein wahres Abenteuer
Ebenso schön wie der Sternenhimmel: der Morgen danach.
Wie Du siehst, gilt es einiges zu beachten, wenn Du Outdoor übernachten möchtest. Zugleich gibt es jedoch jede Menge Möglichkeiten, auch beinahe unmittelbar vor der Haustür, um Dein Outdoor Abenteuer inklusive freiem Blick auf den unbeeinflussten Sternenhimmel zu erleben.
Halte die Augen offen und informiere Dich über die Optionen in Deiner Region. Nimm Rücksicht auf die Umwelt und erlebe Dein persönliches Abenteuer. Wir wünschen Dir ein grandioses Erlebnis inmitten der Natur.
Titelbild von Şahin Yeşilyaprak. Weitere Bilder von Denny Müller, Colby Thomas , Peter Vanosdall, Martin Jernsberg, Seb Mooze und topcools tee.

Über die Redaktion
Hannah Doths ist Onlineredakteurin und begeistert sich für den Klettersport sowie ausgiebige Wanderungen durch die Wald- und Felslandschaften unserer schönen Erde. Mit Rücksicht auf die Natur möchte sie durch ihren vegetarisch-nachhaltigen Lifestyle einen kleinen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten.