Spätestens seit Marie Kondo zu Berühmtheit gelangt ist, hat der Begriff Aufräumen einen völlig neuen Status erlangt. Nach dem Motto „weniger ist mehr“ wird ausgemistet. Bleiben darf das, was Mehrwert bietet. Eine gute Idee, finden wir. Und das gilt nicht nur für den Kleiderschrank zu Hause.
Wenn man viel unterwegs ist, lohnt sich ebenfalls ein gründlicher Blick auf die Packliste. Du wirst überrascht sein, wie effizient und zugleich nachhaltig Du auswärts sein kannst, wenn Du Dein Gepäck vorausschauend zusammenstellst. Ganz unabhängig davon, ob Du nachhaltig reisen oder Deine Tasche für die Uni oder den Job verantwortungsbewusst packen willst.
Wie genau das funktioniert und was in Deinem Gepäck auf keinen Fall fehlen sollte, erfährst Du in diesem Beitrag. Wir zeigen, wie einfach Zero Waste und ein grüner Lifestyle im Alltag und auf Reisen möglich sind.
Wie kann ich meinen Alltag unterwegs nachhaltig gestalten?
Nachhaltigkeit im Alltag gelingt leichter als gedacht, wenn Du bewusst entscheidest, was in Deiner Tasche landet. Um unnötigen Abfall zu vermeiden, sollte Deine Tasche ausschließlich Dinge enthalten, die wiederverwendbar sind. Außerdem sollten sie praktisch sowie platzsparend sein und aus umweltfreundlichen Materialien bestehen. Egal ob im Büro, in der Schule oder Uni, auf Ausflügen oder auf Reisen es gilt: Qualität vor Quantität.
Bewusst packen: Nur das wichtigste kommt ins Gepäck
Beim Einkauf neuer Produkte, ob es nun Speisen, Kleidung oder andere Gegenstände sind, liefern Siegel und Zertifikate eine gute Möglichkeit auf einen Blick zu erfassen, ob sie unter guten Bedingungen für Mensch und Natur hergestellt wurden. Das Fairtrade und das sechseckige Bio Siegel liefern einen guten ersten Hinweis darauf, dass es sich um Produkte handelt, die schützende Standards einhalten. Darüber hinaus sind GOTS, OEKO-TEX, FAIR WEAR und das EU-Ecolabel Siegel, auf die du achten kannst.
Tipp: Möchtest du dich speziell über Kosmetika informieren, hilft der Ethik.Guide weiter.
Aber aufgepasst, viele Siegel halten nicht was sie versprechen, wurden nicht überprüft oder wurden von einzelnen Unternehmen entwickelt, die den Begriff Nachhaltigkeit gerne zu ihren Gunsten auslegen. Halte also die Augen offen und hinterfrage die Marketingmaßnahmen hinter den Zertifikaten.
Umweltschutz im Alltag: Unterwegs nachhaltig genießen
Insbesondere im Zusammenhang mit Essen und Trinken unterwegs wird das Thema Umweltschutz schnell zu einer herausfordernden Angelegenheit. Doch egal, ob spontaner Einkauf oder der Snack zwischendurch – mit dem passenden Repertoire an nachhaltigen Produkten lässt sich auch unterwegs auf Plastik und Einweggeschirr verzichten.
Folgende Gegenstände sollten zu Deiner Standard-Ausstattung gehören, wenn Du unterwegs bist:
- Eine wiederbefüllbare Trinkflasche aus Glas oder Edelstahl
- Ein nachhaltiger Thermobecher für Heißgetränke to go
- Ein wiederverwendbares Essbesteck für unterwegs, beispielsweise aus Edelstahl oder Bambus
- Eventuell stellen Essstäbchen und Mehrweg-Trinkhalme aus Glas, Bambus oder Ähnlichem eine sinnvolle Ergänzung für Dich dar
- Eine Aufbewahrung für den Transport, den Einkauf und den Verzehr von Lebensmitteln wie eine verschließbare Lunchbox. Zusätzlich eignen sich abwaschbare Bienenwachstücher für Speisen, die Du für unterwegs brauchst: Zero Waste at its best
- Wiederverwendbare Beutel für den Kauf und Transport von Obst und Gemüse
Ob Du Dir zu Hause, im Van, im Outdoor-Camp etwas zu essen zubereitest oder ob Du unterwegs sprichwörtlich auf die Jagd nach Futter gehst – mit dieser Grundausstattung bist Du gut aufgestellt, um Deinen Alltag auch auswärts umweltfreundlich zu gestalten. So werden selbst der schnelle Imbiss beim Bäcker oder der Einkauf im Supermarkt ökologischer.
Bewusster Konsum unterwegs: die Wahl von Restaurants und Unterkünften
Doch nicht nur für den Happen zwischendurch oder den Einkauf im Supermarkt ist es empfehlenswert vorbereitet zu sein. Ob Du auf einer Reise eine Unterkunft suchst, die sich für die Umwelt einsetzt oder Du in der Mittagspause einfach Lust auf leckeres Essen aus dem Restaurant hast: Es gibt Zertifikate wie das Greentable-Siegel, die Gastronomie und Herbergen in Sachen Nachhaltigkeit auszeichnen.
Du kannst Dich also bewusst dafür entscheiden einen Betrieb anzusteuern, der auf ökologisch verantwortungsbewusste Lebensmittel und Verpackungen setzt oder den Herbergsbetrieb nachhaltig gestaltet. Häufig findest Du entsprechende Hinweise in der Speisekarte, direkt am Eingang eines Betriebs oder online auf ihrer Webseite.
Tipp: Bleibe trotz des Siegels an der Restauranttür aufmerksam. Hier gilt gleiches wie bei Lebensmittel- und Produkt-Siegeln: Hinterfrage stets die Bedingungen, die zur Vergabe der Auszeichnung führen.
Darüber hinaus kannst Du bei nicht zertifizierten Restaurants dazu beitragen, keinen überflüssigen Müll zu produzieren: Wenn Du Take-Away-Speisen bestellst, bringe Deine wiederverwendbare Lunchbox für den Transport mit. So wird Verpackungsmüll eingespart.
Einige Betriebe organisieren sich bereits online, um potenzielle Gäste auf die Möglichkeit, eine wiederverwendbare Verpackung mitzubringen, hinzuweisen. Informiere Dich im Internet, welche Nachhaltigskeits-Label es für die (Reise-)Region Deiner Wahl gibt. Eine gute Übersicht bietet Dir beispielsweise die Initiative GREEN CHEFS, die Betriebe innerhalb der DACH-Region mit einem Nachhaltigkeitssiegel auszeichnet.
Hygiene nachhaltig gedacht: Körperpflege: ökologisch, verantwortungsbewusst und platzsparend
Hygiene ist ein omnipräsentes Thema, nicht erst durch die verschärften Sicherheitsvorkehrungen, die unseren Alltag seit dem Auftreten der Covid-19-Pandemie begleiten.
Verpackungsfreie, nachhaltige Körperpflege: Feste Shampoo-, Dusch-Bars und Co.
Es stellt sich also die Frage: Mit welchen nachhaltigen Hygienemitteln kannst Du Dich für unterwegs ausrüsten? Welche Produkte gehören optimalerweise in Deine Tasche?
Fangen wir bei den Hygieneartikeln für die tägliche Körperpflege an: Shampoo, Duschgel, Cremes, Gesichtsreiniger, Bartshampoo, Deo, Zahnpasta und Co. – sogar Make-up – sind mittlerweile in zahlreichen Shops als verpackungsfreie Variante erhältlich. Häufig handelt es sich um feste Produkte, die optisch allesamt der klassischen Seife ähneln.
Hier ist es sinnvoll, dass Du einige Produkte ausprobierst, um die Hygieneartikel zu finden, die für Dich persönlich geeignet sind. Bei einigen festen Produkten braucht die Haut eine gewisse Umgewöhnungszeit.
Bei zunehmend mehr Herstellern wird bei solcher Naturkosmetik komplett auf chemische Zusätze verzichtet. Da wir uns jedoch an diese künstlichen Zusatzstoffe gewöhnt haben, muss sich die Haut erst auf die Pflege mit Stoffen natürlichen Ursprungs umstellen. Achte auf entsprechende Hinweise beim Kauf Deiner Kosmetikartikel und gibt Deinem Körper Zeit, sich auf sie einzustellen.
Auch Zahnbürste, Seifendose und weitere praktische Utensilien für die tägliche Körperpflege sind als ökologische Alternative zu haben. Hergestellt aus nachwachsenden Rohstoffen oder besonders langlebig sowie frei von Schadstoffen, stellen sie in jeder Hinsicht eine lohnende Investition dar.
Tipp 1: Um platzsparend zu packen, eignen sich Produkte, die Du für mehrere Anwendungszwecke nutzen kannst – beispielsweise festes Shampoo und Duschgel in einem – ideal.
Tipp 2: Nutze Täschchen oder Pouches, um alles zu ordnen. So behältst Du jederzeit den Überblick, packst effizienter und stellst sicher, dass Du nicht versehentlich einen Teil Deiner Habseligkeiten verlierst oder liegen lässt. Denn nichts ist weniger nachhaltig, als ständig etwas Neues kaufen zu müssen. Checke also jedes Mal, bevor Du die Tasche schulterst und Dich auf den Weg machst, ob Du alle Deine Sachen beisammen hast.
Nachhaltige Produkte für den Erste-Hilfe-Koffer
Ob geheimnisvolle Wälder, die Weite der Berge, die frische Brise am Meer oder der Dschungel namens Großstadt – wenn es Dich nach draußen zieht, ist es stets sinnvoll, ein Erste-Hilfe-Paket im Gepäck zu haben. Kleinere Verletzungen sind schnell passiert und Du wirst es Dir danken, ein Pflaster zur Hand zu haben, wenn Du Dir bei einer Wanderung im Wald oder in den neuen Schuhen auf dem Weg zur Arbeit eine Blase läufst.
Schnappe Dir also ein Täschchen und packe Deinen ganz persönlichen umweltschonenden Erste-Hilfe-Koffer, der Dir im Ernstfall wertvolle Dienste leisten wird.
Das gehört hinein:
- Propolis im Glasfläschchen (eine Mischung aus verschiedenen Baum- und Knospenharzen, Pollen, Bienenwachs und ätherischen Ölen; erhältlich in der Apotheke): Beschleunigt die Wundheilung, wirkt antibiotisch und antiviral. So haben Krankheitserreger keine Chance.
- Bambus-Pflaster zum Schutz bei Kratzern und Schürfwunden
- Kräutersalben wie Ringelblumensalbe gegen Blasen und wunde Haut. Ökologische Varianten bekommst Du in jedem gut sortierten Drogeriemarkt, im Bioladen mit Kosmetikabteilung oder in der Apotheke
- Verbandsmaterial
- Selbstgemachtes Desinfektionsmittel als Universalwaffe gegen Bakterien, Viren und Co. mit Sofortwirkung
Unser DIY-Tipp: Desinfektionsmittel selbst herstellen
- 1 EL hochprozentiger Alkohol (aus der Apotheke, alternativ sortenreine Alkoholika wie Wodka, Weingeist, Melissengeist oder Ähnliches)
- 2 EL abgekochtes oder destilliertes Wasser
- 2 Tropfen Teebaumöl
- 3 Tropfen ätherische Öle mit antimikrobiellen Wirkstoffen (bspw. Lavendel, Eukalyptus, Pfefferminze)
- 1 TL Aloe-Vera-Gel
- 1 TL Vitamin-E-Öl (falls vorhanden – wirkt konservierend und pflegt die Haut)
Alles gut vermischen und in eine saubere Sprühflasche oder in ein Fläschchen füllen. Anschließend kannst Du einfach bei Bedarf einige Tropfen auf Deine Hände geben und das Mittel gründlich verreiben.
Gut verpackt: Umweltfreundlich von innen und außen
Nun weißt Du, wie Du unterwegs genüsslich snacken kannst, welche Hygieneartikel gut für Deinen Roadtrip oder den Alltag im Büro geeignet sind und was in Deinem persönlichen Erste-Hilfe-Koffer nicht fehlen sollte. Aber natürlich trägst Du Deine Brotdose oder Täschchen mit Kosmetika und Pflastern nicht den ganzen Tag in bloßen Händen mit Dir herum.
Na klar, Du hast eine Tasche oder einen Rucksack dabei, in dem Du alle sorgfältig verstaust und angenehm kompakt dabei haben kannst. Zu guter Letzt solltest Du selbstverständlich auch hier darauf achten, dass die Produkte, die Du verwendest aus umweltverträglichen Materialien bestehen und unter schonenden Bedingungen für Natur und Mensch hergestellt werden.
Tipp: Achte bei der Anschaffung einer neuen Tasche darauf, dass sie beispielsweise aus recycelten Materialien besteht oder ein upgecycletes Produkt ist.
Nachhaltig unterwegs – ganz selbstverständlich
Gepäck mit Mehrwert: Minimalismus für unterwegs
Du siehst: Nachhaltig unterwegs sein kann mit der passenden Vorbereitung einfacher sein als zunächst gedacht. Es bedarf nur der passenden Grundausstattung und einiger nützlicher Informationen zu Anlaufstellen wie Unterkünften, Restaurants und Co., die nach umweltfreundlichen Regeln spielen.
Hier noch einmal unsere praktischen Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Alltag auf einen Blick:
- Fülle Deine Trinkflasche unterwegs auf. Frage eventuell in Restaurants und Cafés nach kostenlosem Leitungswasser.
Tipp: Seit 2019 findest Du zudem auf der Internet-Plattform refill-deutschland.de eine Übersicht der Wasserstationen in Deutschland. Mehr als 5000 Stationen (Stand November 2019) sind hier bereits gelistet. - Packe Dir einen umweltfreundlichen Coffee-To-Go-Becher ein, um auf Wegwerfbecher verzichten zu können.
- Verzichte auf unnötiges Plastik wie Strohhalme, Einwegbesteck und Co. Gute Alternativen bieten hier Mehrweg-Besteck und nachhaltige Strohhalme, die Du kompakt verpackt in Deine Tasche packen kannst.
- Ob beim Einkauf im Lebensmittelgeschäft, auf dem Markt oder für den Take-Away-Einkauf im Restaurant: Wiederverwendbare Vorratsbehälter sowie Beutel für Obst und Gemüse sparen jede Menge unnötigen Verpackungsmüll ein.
- Verzichte, wann immer möglich auf Umverpackungen aus Kunststoff: Insbesondere für Haushalts- und Hygieneartikel gibt es inzwischen zahlreiche Alternativen, die verpackungsfrei oder in Glas gefüllt erhältlich sind.
- Achte beim Reisen und im Alltag darauf, möglichst Produkte aus regionalem Anbau zu kaufen und Unterkünfte zu wählen, die auf Nachhaltigkeit setzen.
Gut vorbereitet und ausgerüstet, befindest Du Dich so auf Deinem persönlichen Weg zum grünen Lifestyle. Ähnlich wie bei Marie Kondo darf Dich alles, was Dir in Deinem Alltag unterwegs Mehrweg bietet, begleiten.
Doch aufgepasst: Ausgedientes wegzuwerfen, wie es die Aufräumexpertin vorschlägt, solltest Du dennoch nur in Ausnahmen. Entscheide Dich in solchen Fällen für eine angemessene Entsorgung alter Produkte, damit sie recycelt werden können, oder starte Dein eigenes Upcycling Projekt.
Titelbild von Globelet Reusable. Weitere Bilder: Alice Donovan Rouse, Sarah Pflug, Christian Mackie und Patrick Hendry.
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