Inhaltsübersicht:
Die wichtigsten Fakten zu Plastikmüll und Mikroplastik auf einen Blick
Definition von Mikroplastik
Mikroplastik in Kosmetik
Mikroplastik durch Frauenhygieneartikel
Mikroplastik in Lebensmitteln
Mikroplastik in Kleidung
Mikroplastik erkennen – Dank einiger Apps jetzt noch einfacher
Mikroplastik vermeiden – 5 Einfache Tipps
Wäre das Thema Mikroplastik ein schlechter Witz, würde er etwa so beginnen: "Was ist bunt, ultra-schädlich, schmeckt nach nichts aber wird von uns allen trotzdem viel gegessen?”
Scherz beiseite - denn so lustig ist das Ganze leider gar nicht. Mikroplastik kommt nicht nur im Meer und in den Flüssen vor, sondern mittlerweile auch in der Luft- und demnach natürlich auch im menschlichen Körper.
Bis zu 5g der fast unsichtbaren Plastikteilchen nehmen wir pro Woche über Trinkwasser oder auch unsere Nahrung zu uns. Das entspricht in etwa dem Umfang einer Kreditkarte. Pro Woche!
35% des Mikroplastiks in den Meeren besteht aus polymeren Mikrofasern, welche sich aus unserer Kleidung lösen und damit den Großteil des Mikroplastiks im Meer ausmachen. Doch nicht nur in den Meeren, auch in unseren Böden finden sich große Mengen an Mikroplastik. Um genau zu sein, je nach Region sogar schätzungsweise das 4-23 fache im Vergleich zum Mikroplastik in den Ozeanen. Die Ursache liegt vor allem im Abrieb der Autoreifen. Dieser Abriebgelangt kontinuierlich und massenweise in den natürlichen Kreislauf, wo es mit der Zeit immer kleiner wird, bis es so winzig ist, dass es sogar von der Luft in die Atmosphäre getragen wird. Mit jedem Atemzug nehmen wir es auf - jeden Tag. Niederschläge tragen dazu bei, dass sich die Belastung nicht nur auf die Großstädte beschränkt, sondern auf der ganzen Welt verteilt wird.
Die öffentliche Debatte dreht sich vorwiegend um Mikroplastik in Kosmetika und Medikamenten, dabei wird nur leider vergessen, dass die Hauptverursacher woanders liegen. Dies bedeutet nicht, dass wir nicht unbedingt auf Mikroplastikfreie Kosmetika verzichten sollten. Wir möchten Dir mit diesem Artikel einen Überblick über die größten Herausforderungen und Probleme im Bezug auf Plastikmüll und Mikroplastik geben und Dir zeigen, wie Du mit einfachen Mitteln Mikroplastik vermeiden kannst.
Die wichtigsten Fakten zu Plastikmüll und Mikroplastik auf einen Blick
Der größte Verursacher von Mikroplastik ist das Auto. Durch Reifenabrieb, Bitumen- und Fahrbahnmarkierungen die sich mit der Zeit zersetzen entsteht der größte Anteil des Mikroplastik in unserer Umwelt. Genau genommen 1,23kg pro Person in Deutschland pro Jahr.
Den allergrößten Teil an durch Konsumenten verursachtem Plastikmüll und daraus entstehendem Mikroplastik machen Einwegprodukte und Verpackungen aus.
Allein die vier größten Konsumartikelhersteller der Welt Coca Cola, Nestle, Danone und Unilever produzieren jedes Jahr etwa 6 Millionen Tonnen Plastikmüll. Das entspricht einer Menge von 167.000 Plastikflaschen pro Minute.
Nicht einmal zehn Prozent des jemals produzierten Kunststoffes sind recycelt worden. Auch aktuell werden in Deutschland nur etwa 15% allen Plastikmülls recyclet. Ein Großteil wird verbrannt, landet auf Deponien oder wird in andere Länder exportiert.
Mikroplastik befindet sich nicht nur im Meer. Allein in den Böden befindet sich je nach Region 4 bis 23 mal soviel Plastikmüll wie im Meer. Zum Vergleich: Die geschätzte Gesamtmenge an Plastik im Meer beläuft sich auf etwa 86 Millionen Tonnen.
Definition von Mikroplastik
Nicht biologisch abbaubare feste Plastikteilchen im Größenbereich von 5mm bis 1000 Nanometer gelten allgemein als Mikroplastik. Man unterscheidet hier zwischen Mikroplastik, welches bereits beim Eintritt in die Umwelt dem Maßstab entspricht, wie zum Beispiel im Falle von Mikroplastik in Kosmetik und jener Sorte, welche durch Abnutzung von z.B. Kleidung oder Autoreifen entsteht. Zudem entsteht Mikroplastik außerdem durch Zerfall größerer Plastikteile, bzw. Plastikmülls welcher in die Umwelt gelangt.
Generell kann man sagen, dass alle Stoffe polymerer/synthetischer Herkunft in oben gennanter Größenordnung als nicht biologisch abbaubar gelten und damit unter die Kategorie Mikroplastik fallen.
Leider gibt es hier bisweilen keine klaren Gesetzgebungen, die sich dem Thema widmen und den Einsatz von synthetischen Polymeren in Kosmetika verbieten auch wenn viele Umweltverbände wie z.B. der BUND dies fordern.
Auswirkungen von Mikroplastik
Da das ganze Thema insgesamt noch relativ unerforscht ist, gibt es leider noch keine verbindlichen wissenschaftlichen Studien zu den Auswirkungen von Mikroplastik auf Mensch und Umwelt – sowohl was die tatsächliche Belastung einzelner Regionen, als auch die Auswirkungen auf den Menschen betreffen. Sicher ist, dass Mikroplastik nachweislich bei Krebstieren und Miesmuscheln zu Wachstumsveränderungen als auch als entzündungsfördernd gilt. Darüber hinaus binden sich fremde und schwer abbaubare Umweltgifte wie beispielsweise Pestizide an diese Partikel, welche dadurch in den Nahrungskreislauf gelangen und im menschlichen Organismus wieder freigesetzt werden können. Viele Kunststoffe enthalten zudem das hormonschädigende Gift Bisphenol A (BPA), welches auch über Mikroplastik transportiert und im menschlichen Körper nachweislich großen Schaden anrichten kann.
Mikroplastik in Kosmetik
Leider ist Kunststoff ein sehr billiger Werkstoff, weshalb viele Hersteller ihn natürlichen Rohstoffen vorziehen, was dazu führt dass wir haufenweise Mikroplastik über unseren Körper in die Umwelt spülen. Darüber hinaus zersetzen sich natürlich auch die Plastikverpackungen von Kosmetika mit der Zeit zu Mikroplastik.
In Kosmetika findet Mikroplastik vor allem Verwendung als Schleifmittel zum Beispiel in Zahnpasta, oder legt sich wie ein Film auf Haut und Haare und erzeugt somit ein Gefühl der Geschmeidigkeit oder Glanz. Aber auch als Bindemittel oder Füllstoff findet es Verwendung. Es kommt daher leider in allerhand Produkten vor die wir heute im alltäglichen Gebrauch verwenden. Ob Peelings, Duschgel, Sonnencreme oder Lippenstift. Der einfachste Weg Mikroplastik zu meiden ist Bio-zertifizierte und plastikfrei verpackte Bad- und Kosmetika zurückzugreifen.
Der im Juni 2019 vom BUND herausgegeben Einkaufsratgeber hilft Dir ebenso beim erkennen von Mikroplastik in Kosmetika.
Auch Greenpeace bietet Dir eine Mikroplastik Checkliste mit den häufigsten Kunststoffen in Kosmetik und Pflegeprodukten.
Mikroplastik durch Frauenhygieneartikel
Frauen sind leider doppelt betroffen vom Mikroplastik-Problem. Zum einen nutzen Sie mehr belastete Hygieneprodukte (Binden & Tampons) zum anderen reagiert Ihr Körper anders auf schädliche Stoffe als der männliche. Durch den höheren Fettanteil bei Frauen, reichern Ihre Körper mehr Schadstoffe wie z.B. Weichmacher wie BPA an, was nicht nur bei Frauen selbst, sondern auch bereits ungeborenen Kindern zu Hormonstörungen führen kann.
Chemikalien, die ähnlich wie Hormone wirken, sind laut Weltgesundheitsorganisation vermehrt für hormonelle Erkrankungen wie Brust- oder auch Hodenkrebs bei Männern verantwortlich.
Bei Tampons beträgt der Plastikanteil bis zu sechs Prozent, Binden bestehen bis zu 90 Prozent aus Kunststoff. Beide können unter anderem hormonell wirksames Bisphenol A (BPA) und Bisphenol S (BPS) enthalten. Abhilfe schaffen hier wiederverwendbare Produkte wie z.B. Menstruationstassen
Mittlerweile gibt es zahlreiche Alternativen für Kosmetikartikel ohne Mikroplastik. Ob Zahnbürste, feste Zahnpasta oder feste Seife und festes Shampoo.
Mikroplastik in Lebensmitteln
Kaum ein Lebensmittel ist heutzutage nicht mehr in Plastikfolie oder ähnlichem verpackt. Aufgrund des geringen Recyclinganteils von nur knapp 10% landet ein großteil des Plastikmülls auf Deponien, oder wird schlimmstenfalls in Drittländer exportiert und findet so seinen Weg in die Natur und die Weltmeere, wo er langsam zu Mikroplastik zerfällt. Der Konsum von Plastikprodukten, bzw. Plastikverpackungen trägt also zwar indirekt aber unmittelbar zur Vermehrung von Mikroplastik bei. Durch die Anreicherung in Böden, in Gewässern oder durch Tiere findet es seinen Weg in den Nahrungskreislauf und damit in unsere Lebensmittel.
Doch nicht nur Verpackungsmüll verursacht zwangsläufig Mikroplastik, auch zahlreiche Lebensmittel enthalten bereits Mikroplastik, welches wir durch den Verzehr direkt konsumieren.
“Schätzungen ergeben, dass von den weltweit mehr als 400 Millionen Tonnen Plastik, die jährlich produziert werden, etwa ein Drittel in unterschiedlicher Form in Böden und Binnengewässern landet.” (Quelle: Plastikatlas 2019, BUND)
Würdest du weiter fröhlich auf dem atemerfrischenden Zeug rumkauen, wenn Du wüsstest dass es sich dabei in aller Regel um Plastik, bzw. Erdölbasierte synthetische Stoffe handelt? Nein? Dann solltest Du ab sofort auf Kaugummi verzichten.
Früher wurde Kaugummi aus natürlichen Substanzen wie Chicle, dem Saft des Breiapfelbaums hergestellt. Heutzutage werden Kaugummis hauptsächlich aus künstlichen Polymeren, also Kunststoff auf Erdölbasis produziert. Hinzu kommen ein paar Weichmacher, Farbstoffe und Bindemittel teils unbekannter Herkunft. Lecker oder? Was genau in der Kaumasse drin ist, müssen die Hersteller nicht mal verraten: Das Betriebsgeheimnis schützt Sie davor.
Tipp: Mittlerweile tut sich hier was: Hersteller wie Forest Gum oder ChicZa entwickeln Kaugummi auf ursprüngliche Art, komplett Mikroplastikfrei.
Mikroplastik durch Faserabrieb von Kleidung
Eine Stadt wie Berlin erzeugt eine tägliche Mikroplastikbelastung durch synthetische Textilien die dem Volumen von ca. 500.000 Plastiktüten entspricht. Jeden. Einzelnen. Tag!
Den wenigsten Menschen ist bewusst, dass sich hinter Begriffen wie Nylon, Polyamid, Polyester oder Acryl synthetische Stoffe verbergen. Dabei sind es genau diese Chemiefasern, die unsere Umwelt in großem Maße belasten und das nicht nur bei ihrer Entsorgung sondern vor allem bei der täglichen Wäsche.
Bei Kunstfasern muss man unterscheiden zwischen synthetischen und zellulosen Polymeren. Während letztere aus natürlichen Stoffen wie z.B. Holz gewonnen werden, basieren chemische Polymere letztlich auf dem Rohstoff Erdöl- bzw. Gas.
Der Anteil an Polyester, welches größtenteils aus China stammt, ist mit 80% Gesamtanteil von Kunstfasern mit Abstand am größten und steigt stetig an. 2017 waren es schätzungsweise 53,7 Millionen Tonnen.
Unabhängig von der Entstehung von Mikroplastik beim Waschen und der Entsorgung ist die Textilindustrie einer der größten Verschmutzer von Grundwasser, Flüssen und Meeren. Allein die Behandlung und das Färben von Kleidung und Textilien bedarf einer Menge von zwischen 20000 und 40000 Chemikalien.
Lösungsansätze: Über allem steht in erster Linie natürlich der Konsum schädlicher Materialien. Der Verzicht auf Synthetikfasern schützt die Umwelt am nachhaltigsten. Sollte ein Kauf unumgänglich sein, weil wir Funktionskleidung für das geliebte draußensein benötigen, so sollte diese wenn möglich gebraucht gekauft, oder falls es sich um ein einmaliges Bedürfnis handelt, von Freunden geliehen werden. Falls ein Kauf unumgänglich ist, sollten wir darauf achten Hersteller zu wählen, die Ihre Produkte nachhaltig und ressourcenschonend produzieren.
Einer der wichtigsten Aspekte um die Umwelt nicht weiter zu belasten ist es Kunstfasern mit einem so genannten Guppyfriend Waschsack zu waschen. Dieser verhindert durch sein feinmaschiges Gewebe, dass chemische Kunstfasern in den Wasserkreislauf gelangen.
Mikroplastik erkennen – Dank einiger Apps jetzt noch einfacher
Grundsätzlich kann aus allen nicht natürlichen synthetischen Produkten, welche nicht ordnungsgemäß entsorgt werden, mit der Zeit Mikroplastik entstehen. Leider gibt es allerdings auch zahlreiche Hersteller die Mikroplastik in Reinform in ihren Produkten verwenden. Vor allem in Kosmetik, aber auch in Lebensmitteln wie z.B Kaugummis befindet sich festes wie flüssiges Mikroplastik.
Ob ein Produkt Mikroplastik enthält lässt sich oft anhand der Inhaltsstoffe ablesen. Doch leider gibt es für zahlreiche Stoffe bisher keine Kennzeichnungspflicht. Findest Du einen dieser Inhaltsstoffe in einem Produkt, handelt es sich um Mikroplastik:
Acrylate Copolymer (AC)
Acrylate Crosspolymer (ACS)
Dimethiconol
Methicone
Polyamide (PA, Nylon)
Polyacrylate (PA)
Polymethylmetacrylate (PMMA)
Polyquaternium (PQ)
Polyethylene (PE)
Polyethyleneglycol (PEG)
Polyethyleneterephtalate (PET)
Polypropylene (PP)
Polypropyleneglycol (PPG)
Polystyrene (PS)
Polyurethane (PUR)
Siloxane
Teflon
Noch einfacher geht es mittlerweile mit dem Smartphone. Die Apps CodeCheck und http://www.beatthemicrobead.org/ helfen Dir mittels Barcode-Scan schädliche Produkte mit Mikroplastik zu erkennen. Die App ReplacePlastic hilft Dir dabei Alternativen für Plastikprodukte zu finden https://www.replaceplastic.de/#/scan
So kannst Du Mikroplastik vermeiden – 5 Einfache Tipps
Weniger Auto fahren
Reifen- und Fahrbahnabrieb kombiniert mit Feinstaubpartikeln stellt den größten Anteil der Belastung durch Mikroplastik in der Umwelt dar. Hier hilft letztlich einfach nur das Auto häufiger stehen zu lassen und auf alternative Fortbewegungsmittel zu setzen.
Bewusster Umgang mit Kleidung
Mit 35% Gesamtanteil am Mikroplastik im Meer und den Böden stellt Kunstfaserabrieb den zweitgrößten Anteil der Mikrofaserbelastung dar. In Zusammenhang mit der chemischen Belastung durch die Textilindustrie ist es höchste Zeit sowohl den Konsum als auch den Umgang mit Textilien zu ändern. Leihen statt kaufen – falls es der Bedarf zulässt, kannst Du Dir Funktionskleidung für bestimmte Anlässe wie den einwöchigen Skitrip leihen oder gebraucht besorgen. Wasche Kunstfaserkleidung möglichst wenig und wenn dann mit einem Guppybag Waschsack, welcher die Belastung der Umwelt durch Mikrofasern weitgehend verhindert.
Mach’s selber
Viele Haushaltsprodukte, vor allem Reiniger, Waschmittel und co aus dem Supermarkt sind nicht nur völlig überflüssig sondern enthalten oft chemische Giftstoffe und Mikroplastik. Mit klassischen Haushaltsmitteln wie Kernseife, Essig, Soda und Natron lassen sich auf einfachste Weise zahlreiche Reiniger, Wasch- und Putzmittel ersetzen.
Konsumiere (Einweg-) plastikfrei und bewusst
Es gibt mittlerweile zahlreiche Alternativen zu herkömmlichen Produkten ohne Einwegplastik! Es gibt absolut keinen sinnhaften Grund in Plastik verpackte Produkte zu konsumieren, die dann auch nochmal Plastik beinhalten! Achte auf plastikfreie Produkte im Badezimmer, Haushalt und bei deiner Kleidung. Kaufe Produkte unverpackt oder zumindest in umweltfreundlichen Verpackungen. Verzichte auf Einwegplastik wo es geht und kaufe Produkte die langlebig statt kurzweilig sind.
Müllproduzenten Boykottieren
Die größten Plastikmüllproduzenten der Welt sind Coca Cola, PepsiCo, Nestlé, Danone und Unilever. Zu diesen Großkonzernen gehören fast alle Handelsmarken unserer Konsumgüter. Ein Verzicht auf den Konsum der Produkte führt unweigerlich dazu, dass die Konzerne zum Handeln gezwungen sind. Unser Kassenbon ist ein unterschätzter und sehr mächtiger Stimmzettel!
Selber aktiv werden
Tue Gutes und rede darüber. Die größte Macht die wir haben ist durch positives Verhalten Einfluß auf unsere Mitmenschen auszuüben. Die Theorie des Flügelschlags, der am anderen Ende der Welt einen Sturm verursacht wurde erst jüngst durch das Tun eines kleinen Mädchens und die daraus entstandene Bewegung bestätigt.