Immer häufiger taucht der Begriff Bikepacking in Blogs, Magazinen oder in Gesprächen unter Outdoor Fans auf. Mit diesem Begriff wird ein Fahrradabenteuer voller Berganstiege, frischer Luft und Action verbunden. Aber was macht Bikepacking eigentlich so besonders?
In diesem Artikel zeigen wir dir, warum sich Bikepacking so großer Beliebtheit erfreut. Was ist der Unterschied zu klassischem Fahrradtouren? Wir zeigen dir außerdem, welches Equipment du für eine rundum gelungene Bikepacking Tour benötigst.
Bikepacking für Anfänger - Was ist Bikepacking?
First things first: Was unterscheidet Bikepacking von Fahrradtrekking oder einer klassischen Radreise? Denn prinzipiell beschreiben beide Begriffe folgendes Szenario: Eine Person schnallt Gepäck ans Fahrrad und absolviert damit eine (mehrtägige) Radtour.
Den Unterschied zwischen Bikepackern und Radreisenden erkennst du bereits optisch sofort. Das Gepäcksystem von Radreisenden besteht aus Gepäckträgern und seitlichen Hängetaschen.
Die Bikepacking Taschen hingegen, werden möglichst nah an Fahrradrahmen und Lenker platziert. Der Grund für diesen veränderten Ansatz beschreibt auch den Unterschied zur klassischen Radreise:
Die Bikepackerin verlässt die asphaltierte Straße und sucht sich Singletrails, Wälder und Wiesen abseits der Zivilisation. Dadurch erschließt sie sich sich gänzlich neues Terrain mit großem Abenteuerpotenzial. Der unebene Boden verändert dabei die Ansprüche an das Fahrrad selbst, an das Gepäcksystem (auf beides gehen wir weiter unten ein) und der Fahrerin.
Zusammenfassend könnte man Bikepacking folgendermaßen beschreiben: Es ist eine mehrtägige Radtour, abseits ausgetretener Pfade mit möglichst minimalistischer Ausrüstung.
Warum Bikepacking eine neue Dimension des Reisen mit sich bringt
Bikepacking ist eine einmalige Erfahrung und vereint viele positiven Aspekte in sich.
Eine Tour kann quasi überall stattfinden. So kannst du mit deinem Rad und ein paar Taschen ausgestattet, deine Heimat aus einer gänzlich neuen Perspektive erkunden. Verwandle ein Wochenende in ein Mikroabenteuer und erforsche die Wälder, Wiesen und Berge in deiner Umgebung.
Diese Art von Fahrrad-Abenteuer garantiert dabei abwechslungsreiche Tage in der Natur, die dich zum schwitzen bringen und deinen Abenteuertrieb befriedigen. Und das gänzlich ohne CO² Ausstoss.
Einer der spannendsten Aspekte beim Bikepacking ist die Geschwindigkeit. Du bist langsam genug, um wirklich deine Umgebung aufzusaugen (es sei denn, du bretterst gerade downhill). Gleichzeitig ist es durchaus möglich, täglich die 100 Kilometer Marke zu knacken, sodass du in wenigen Tagen eine signifikante Strecke zurücklegen kannst.
Bikepacking ist die perfekte Mischung aus Ruhe, Natur und Adrenalin.
Es ist überhaupt kein Problem, ein langes Wochenende in den gleichen Klamotten und mit dem allernötigsten Proviant auszukommen. Allerdings stößt das minimale Setup des Bikepackings für die meisten Menschen an seine Grenzen, wenn es darum geht, wochen- oder monatelang am Stück unterwegs zu sein.
Bikepacking Packliste - Deine Ausrüstung für ein Bikepacking Abenteuer
Grundsätzlich verfolgt Bikepacking einen eher minimalistischen Ansatz: Du brauchst lediglich ein Fahrrad, ein paar Taschen für Deine wichtigsten Sachen, einen Schlafsack und ggf. ein Zelt. Eine Bikepacking Tour sollte gut vorbereitet sein. Die Vorbereitungen sehen dabei anders aus, wenn du mit Zelt und Schlafsack unterwegs bist oder ob du dich für eine feste Unterkunft entscheiden solltest (Was Puristen wohl nicht mehr als Bikepacking bezeichnen würden). Wetter und Terrain bestimmen dabei weiteres Zubehör.
Bikepacking Ausrüstung: Das Fahrrad
Ohne Fahrrad kein Bikepacking. Doch welche Art von Bike du für Dein Bikepacking Abenteuer wählst ist nicht unerheblich. Weil du viele Stunden damit verbringen wirst, in die Pedale zu treten, ist es empfehlenswert, das passende Modell für dich und deine Bedürfnisse zu auszuwählen.
Der Fahrspaß ist ein wesentlicher Faktor für ein gelungenes Wochenende auf dem Rad. Wir stellen dir im folgenden Abschnitt 4 verschiedene Fahrradarten vor und gehen kurz auf die Vor- und Nachteile ein.
Das Fully (Mountainbike)
Dieses Mountainbike wird voll gefedert (daher der Name Fully). Dementsprechend eignet es sich sehr gut, um raues Gelände zu überwinden und wilde Landschaften zu erforschen.
Da diese Fahrräder nicht explizit fürs Bikepacking konzipiert wurden, gibt es häufiger Probleme beim Anbringen der Taschen. Die vielen beweglichen Teile der Federungen sind außerdem eine Quelle von möglichen Defekten und sind schwerfälliger auf Straßen und befestigten Wegen unterwegs. Das kann während der Tour zu einer Herausforderung werden, da diese Teile zudem eher schwieriger unterwegs repariert werden können.
Vorteile des Fullys:
- Gute Federung und maximaler Komfort
- Bereit für absolut jedes Terrain
Nachteile des Fullys:
- Möglicherweise Probleme beim Anbringen der Taschen
- Schwerfälliger auf Straßen
- Mögliche Defekte der Federungen sind unterwegs schwer reparierbar
Hardtail Mountainbike
Das Hardtail ist der Klassiker unter den Bikepacking Rädern. Dieses Mountainbike verzichtet mindestens auf die hintere Federung. Dementsprechend gestaltet sich das Fahrgefühl härter und direkter.
Im Gegensatz zum Fully lassen sich sehr viel einfacher die Taschen anbringen. Der Rahmen ist sehr stabil gegenüber Defekten (insbesondere, wenn du zusätzlich auf die Federgabel verzichtest). Diese Kombination machen den Hardtail zum idealen Begleiter für einen Ausflug ins Gelände.
Vorteile des Hardtails
- Stabil und Robust
- Große Auswahl an Modellen
- kompatibel mit den meisten Bikepackingtaschen
Nachteile des Hardtails
- Hartes Fahrgefühl (ohne Frontgabelung)
- eher schwerfällig
Fat Bike
Fat Bikes fallen durch ihre dicken Reifen auf. Das starke Profil und die große Auflagefläche macht es zum hervorragenden Gefährten für raues und steiniges Terrain. Bei Touren im Schnee oder über losen Sand trumpft dieses Bike ganz groß auf.
Auch die Taschen lassen sich einfach anbringen, was das Fat Bike zum idealen Bikepacking Rad macht. Nur Asphaltstraßen werden dir mit diesem Fahrrad weniger Freude bereiten, weil die große Kontaktfläche dich verlangsamt und das Treten erschwert.
Vorteile Fat Bike:- Maximaler Halt bei Glätte und losem Untergrund
- Taschen sind gut anbringbar
- Hoher Komfort
- Eingeschränkter Fahrspaß auf Straßen
- Höheres Gewicht
- sehr schwerfällig
Gravel Bike
Das Gravel Bike verbindet die Agilität des Rennrades mit der Robustheit und Geländetauglichkeit des Mountainbikes. Diese Kombination macht es extrem vielseitig. Wenn du keine extremen Untergründe befahren möchtest, ist das Gravel Bike perfekt für deine Bikepacking Touren geeignet.
Die Vorteile von Gravelbikes sind so vielfältig, dass es für die meisten Bikepacker das Rad der Wahl für Bikepacking Touren ist. Die meisten Gravelbikehersteller haben mittlerweile spezielle Bikepacking-Modelle im Programm, die ein Maximum an Befestigungsmöglichkeiten für Bikepacking Taschen und Trinkflaschen bieten.
Vorteile Gravelbike:- Schnell auf Straßen und im Gelände
- Gut für längere Touren einsetzbar
- Taschen gut anbringbar
- Findet seine Grenzen in sehr rauem Gelände
Bikepacking Ausrüstung: Bikepacking Taschen
In deinem Taschensystem wird all dein Proviant, deine Kleidung, Werkzeug etc. verstaut.
Insbesondere wenn du viel im Gelände unterwegs bist, ist es wichtig, dass die Taschen nah am Rahmen angebracht, fest sitzen und wasserdicht sind.
Hersteller wie Gramm, Vaude und AGU haben sich auf nachhaltige Bikepacking Taschen spezialisiert und werden dich auch bei Unwetter nicht im Stich lassen.
Die drei wichtigsten Taschen beim Bikepacking sind die Rahmentasche, die Satteltasche und die Lenkertasche.
Die Rahmentasche
Diese Tasche wird in den Rahmen gespannt. Es gibt die Möglichkeit, das Rahmendreieck komplett (Full Frame) oder nur zur Hälfte (Half Frame) mit der Tasche auszufüllen. Egal, ob du dich für die Full Frame oder Half Frame Variante entscheidest: Diese Tasche ist der Ort wo die schwersten Dinge verstaut werden, da sie sich ziemlich genau im oder etwas unterhalb des Schwerpunktes befindet.
Die Full Frame Variante gibt dir natürlich mehr Stauraum, nimmt dir aber dadurch den Platz, um Trinkflaschen am Rahmen anzubringen. Außerdem wird dein Fahrrad durch das Gewicht insgesamt schwerfälliger und ist anfälliger gegenüber Windböen.
An dieser Stelle siehst du bereits, wie wichtig es ist abzuwägen, welche Gegenstände du definitiv auf der Tour benötigst. Und welche Gegenstände vielleicht doch nur “Nice-to-Haves” sind. Es ist eine wunderbare Übung in Minimalismus.
Eine robuste Rahmentasche kostet zwischen 100 und 150 Euro.
Die Satteltasche
Diese elementare Bikepacking Ausrüstung wird unter dem Sattel angebracht. Die unter Insidern auch scherzhaft gern als “Arschrakete” bezeichnete Tasche ragt nach hinten raus. Das sieht zwar ungewohnt aus, ist aber für das Gelände ideal. Zum einen bleibt das Rad dadurch aerodynamisch. Zum anderen behindert dich diese Tasche nicht beim Pedalieren (was bei klassischen Hängepanniers durchaus der Fall sein kann).
Je nach Gewichtsverteilung und Winkel der Tasche, solltest du darauf achten, dass die Tasche nicht zur Seitschwingung neigt. Das kann nach einigen Stunden wirklich anstrengend sein. Da diese Tasche gleichzeitig auch als Schutzblech fungiert, sollte sie unbedingt wasserdicht sein.
Typischerweise wird die Satteltasche mit leichten Gegenständen wie Schlafsack (Ultra Light Weight), Klamotten oder leichten Lebensmitteln befüllt. Gewöhne dir allgemein an, die Gegenstände die du tagsüber nicht benötigst, ganz hinten oder unter zu verstauen. Diese Methode zahlt insbesonder bei der Satteltasche aus.
Für die Satteltasche kannst du ca. 50-150 Euro einplanen.
Lenkertasche
Du kannst hier zwischen zwei Systemen wählen. Es gibt das einteilige System, indem die Lenkerrolle (ein zusammenrollbarer Dry Bag) mit Riemen am Lenker befestigt wird.
Das zweiteilige Harness System erlaubt dir hingegen, unterschiedliche Dry Bags an deinem Lenker zu befestigen.
Beide Varianten erlauben das Befestigen zusätzlicher Taschen. Durch den hohen Schwerpunkt des Gepäcks, sollte diese möglichst leicht bepackt sein. Ansonsten wird das Lenken schwerfällig, was dich schnell in brenzlige Situationen bringt.
Beim Kauf solltest du unbedingt darauf achten, dass Durchmesser und Länge der Lenkerrolle auch tatsächlich zwischen deinen Lenker passt und die Schalt und Lenkkabel nicht behindern.
In die Lenkertasche kannst du beispielsweise das Zelt, Regensachen, Klamotten oder den Schlafsack unterbringen.
Kostenpunkt hier: 50-150 Euro.
Bikepacking Ausrüstung: Schlafsack und Zelt
Nach der Tagesetappe ist vor der Tagesetappe. Und dazwischen musst du schlafen. Bei der Auswahl des Schlafsacks und des Zeltes solltest du einige grundlegende Dinge beachten.
Die zwei offensichtlichsten Kriterien sind das Gewicht und die Packgröße. Generell möchtest du beim Bikepacking immer möglichst platz- und gewichtssparend unterwegs sein. Dementsprechend sollte auch dein Equipment diese Kriterien erfüllen. Es ist erstaunlich, welch leistungsfähigen und ultraleichten Zelte und Schlafsäcke die Oudoorindustrie mittlerweile herstellt.
Für einen kurzen Overnighter im Sommer, in der du Regen ausschliesst, kann dir ein Schlafsack, Isomatte (und ein Tarp) oder eine Multifunktionale Hängematte durchaus ausreichen. Ansonsten solltest du natürlich auch dein Zelt mit an Bord haben.
Achte darauf, dass das Zelt nicht nur leicht, sondern auch schnell aufzubauen und idealerweise selbststehend ist. Beim Wildcampen wirst du nicht immer die idealen Bedingungen für den Zeltaufbau finden. In diesen Fällen wirst du dankbar für das Stangensystem sein.
Außerdem sollte dein Zelt gut durchlüftet sein, weil du ansonsten morgens im Kondenswasser deines Atems aufwachst.
Für die kalten Nächte (ja, auch Sommernächte können kühl werden) benötigst du noch einen Schlafsack. Alternativ kannst du auch auf einen Biwaksack oder Biwakzelt setzen. Ursprünglich von Bergsteigern und Kletterern genutzt, um sich (in Notfällen) nachts vor Wind, Kälte und Nässe zu schützen, kann dieser auch als minimalistische Übernachtungsmöglichkeit für eine Bikepacking Tour genutzt werden.
Diese werden in erster Linie an den Temperaturen, die sie stand halten, unterschieden. Je nachdem zu welcher Jahreszeit du dein Bikepacking Abenteuer planst, solltest du auch auf den dementsprechenden Schlafsack zurückgreifen.
Hier findest du einen ausführlichen Bikepacking Schlafsack Test.
💡Tipp für Warmduscher: Warm Showers
Wer nicht auf Camping Romantik steht, hat natürlich Alternativen zu Zelt und Schlafsack. Auf der Plattform Warm Showers bieten Menschen Radreisenden einen Schlafplatz und eine warme Dusche an. Die meisten Hosts sind selbst Radreisende, sodass ein geselliger Abend mit Reiseanekdoten fast sicher ist.
Auf diese Art und Weise ersparst du dir das Gewicht von Zelt und Schlafsack. Dafür hast du vor deiner Tour einen Mehraufwand an Organisation und Planung.
Bikepacking Packliste - So wird Bikepacking noch nachhaltiger
Für lange Tage auf dem Rad (insbesondere mit Wildcampen) benötigst du neben Taschen, Zelt und Schlafsack weitere Utensilien für Hygiene, Nahrung und Wasser.
Insbesondere für Hygieneartikel gibt es Einweg-Varianten oder Miniformate aus Plastik. Zusätzlich zum Thema Mikroplastik, belasten diese Produkte die Umwelt durch ihre Herstellung aus Erdöl und langer Verweildauer. Dabei gibt es viele plastikfreie Alternativen, auch im Badezimmer.
Der Anblick unbeschwerter und sauberer Landschaften gehört mit zu den erfüllendsten Momenten eines jeden Bikepacking Trips. Deswegen sollten wir auch dazu beitragen, dass es so bleibt.
Wir haben für dich nachhaltigere und plastikfreie Alternativen für deinen nächsten Bikepacking Trip zusammengestellt mit denen du noch umweltfreundlicher unterwegs bist:
Hygiene:
Feste Seife für Haut und Haar: Ob im Fluss, mit der eigenen Flasche oder beim Warmshowers-Host. Mit einem kleinen Stück fester Seife, bist du für alle Gelegenheiten zum Waschen gewappnet. Maximal leicht, raumsparend und nachhaltig.
Bambuszahnbürste: Diese plastikfreie Zahnbürste ist leicht und leicht verstaubar. Pro Tipp: Wenn du wirklich auf jedes Gramm Gewicht reduzieren möchtest, kannst du die Zahnbürste in der Hälfte durchsägen.
Zahnputztabletten: Nur wenige dieser Tabletten ersetzen deine gesamte Zahnpastatube. Platzsparender geht es nicht und plastikfrei ist es sowieso.
Essen und Trinken:
Emaille Tasse: Dein morgendlicher Kaffee schmeckt am besten in dieser unkaputtbaren und federleichten Tasse.
Lunchbox mit Bambusdeckel: Diese leichte Box eignet sich perfekt, um hochkalorische, sättigende aber vom Gewicht her leichte Lebensmittel zu transportieren. Perfekt für Studentenfutter oder Energieriegel.
Bist Du bereit für dein minimalistisches Fahrradabenteuer?
Bikepacking ist eine ganz besondere Outdoor Aktivität. Es kombiniert Abenteuer und Action mit der Möglichkeit, neue Landschaften zu entdecken.
Dabei ist es unfassbar vielseitig. Ob Tagesausflug in die Berge oder Mehrtagestour. Loser und rauher Untergrund oder eine Kombi aus Asphalt und seichten Waldwegen. Schneeexpedition oder Sommerausfuhr. Bikepacking kann das alles.
Und dafür benötigt es ist gar nicht das teuerste Rad mit Vollausstattung. Du entscheidest wie deine Zeit auf dem Bike aussieht. Du machst die Regeln.
Ganz egal, wie Du deine Tour gestaltest: Bikepacking lehrt dich minimalistisches Denken und Handeln. Frei nach dem Prinzip: Soviel wie möglich - aber nicht mehr als nötig.
Und mit diesem Mindset bist du bereit für dein nächstes Fahrrad-Abenteuer. Probier es einfach aus und Du hast garantiert eine fantastische Zeit voller An- und Abstiege, frische Luft und eine Menge Action und Abenteuer.
Bildnachweise:
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